Wochenzeitung “Das Parlament” beschäftigt sich mit Kirchen

Kock: Kirchen in Ost und West noch nicht zusammengewachsen

B e r l i n (idea) - Das Zusammenwachsen der evangelischen Kirchen in Ost- und Westdeutschland ist ein “langer und auch heute noch nicht abgeschlossener Prozess”. Das schreibt der EKD-Ratsvorsitzende, Präses i.R. Manfred Kock (Köln), in der Themenausgabe der Wochenzeitung “Das Parlament” (Berlin) über die “Kirchen in Deutschland”. Zugleich erinnert er daran, dass gerade die Kirchen in härtesten Zeiten des Kalten Krieges “an der deutschen Einheit auch institutionell festgehalten haben”. Die EKD habe ferner mit ihren Denkschriften zur Versöhnung mit den Nachbarn im Osten, zum Frieden und Demokratieverständnis wichtige Impulse gegeben, die letztlich in der friedlichen Revolution von 1989 ihren Niederschlag gefunden hätten. Kock erinnert auch an die Unterdrückung in der DDR, in der viele Christen Zivilcourage praktiziert hätten. Die nach wie vor in ganz Deutschland vorhandenen volkskirchlichen Strukturen müssten mit Leben gefüllt werden. Es sei kein Zufall, dass das Thema Mission wieder verstärkt in den Blick geraten sei. “Gott- und Kulturvergessenheit” dürften sich nicht noch weiter ausbreiten. Die Themenausgabe des “Parlaments” beschäftigt sich in rund 40 Beiträgen mit kirchlichen und gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart.

Kardinal: Persönliche Entscheidung wird immer wichtiger

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann (Mainz), weist darauf hin, dass die überkommenen volkskirchlich geprägten Vermittlungsformen des Glaubens - vor allem Familie, Schule und Gemeinde – immer weniger griffen oder kaum mehr vorhanden seien. Für die Kirchenzugehörigkeit hätten heute persönliche Einsicht und Entscheidung ein größeres Gewicht. In Zukunft werde man viel mehr ein persönlich überzeugter und entschiedener Christ sein müssen, um eine aktive Mitgliedschaft auf Dauer überhaupt durchhalten zu können. Dies dürfe aber keinen Rückzug ins kirchliche Binnenleben zur Folge haben.

Schmude: Gemeinsames Sozialwort von 1997 ist immer noch aktuell

Der Präses der EKD-Synode, Jürgen Schmude (Moers), erinnert an die Aktualität des gemeinsamen Wirtschafts- und Sozialworts der Kirchen aus dem Jahr 1997. Es habe nicht für eine schlichte Ausweitung der Sozialleistungen plädiert. Angesichts der Krise des Sozialstaates sei es ausgeschlossen, bestehende Leistungen zu erhöhen oder neue einzuführen, ohne andere zu reduzieren. Ferner habe das Gemeinsame Wort festgestellt, dass nur das verteilt werden könne, was an Gütern und Dienstleistungen erbracht worden sei.

Bischof Hein: Die Kirchen häufen keine Reichtümer an

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein (Kassel), wehrt sich gegen den immer wieder geäußerten Vorwurf, die Kirchen häuften Reichtümer an. Um dies zu belegen, würden fiktive Immobilienpreise für Kirchengebäude herangezogen; doch wer würde schon den Berliner Dom verkaufen, fragt Hein. Auch die 1.250 Kirchen in seiner Landeskirche seien unverkäuflich.