Kock: Absage an gemeinsames Abendmahl kein Rückschlag für Ökumene

Köln (epd). Die Absage des Papstes an eine gemeinsame Abendmahlsfeier ist nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, kein Rückschlag für die Ökumene. Es sei vielmehr die Feststellung eines Zustandes, den man nüchtern auch vorher hätte einschätzen können, sagte Kock am Donnerstag in einem Interview des WDR in Köln. «Wir leben seit Jahrhunderten im Dissens, und wenn man vergleicht, was noch vor fünfzig Jahren nicht möglich war, dann hat sich doch Erhebliches geändert.»

Kock verwies auf das unterschiedliche Amtsverständnis in der protestantischen und katholischen Kirche, das nach katholischer Sicht ein Abendmahl nur mit einem geweihten Priester zulasse. «Wir haben in der Tat einen Dissens», sagte er. Protestanten müssten beim Besuch eines katholischen Abendmahls eigentlich «innerlich die katholische Lehre anerkennen». Dies sei ein Zustand, den man auf gleicher Augenhöhe nicht akzeptieren könne.

Mit Blick auf den ersten ökumenischen Kirchentag Ende Mai in Berlin betonte Kock, dass man das Treffen nicht allein an der Abendmahlsfrage messen solle. «Wir haben so viel anderes, was wir gemeinsam tun können, und deshalb wird der Kirchentag schon gelingen.» Als wichtige gemeinsame Arbeitsbereiche nannte der EKD-Ratsvorsitzende soziale, ethische, medizinische und friedenspolitische Fragen.

EKD reagiert mit Zurückhaltung auf Papst-Enzyklika zur Eucharistie

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die Enzyklika von Papst Johannes Paul II. zur katholischen Eucharistie mit Zurückhaltung aufgenommen. Nach dem Text erscheine eine Verständigung über eine gemeinsame Abendmahlsfeier von Katholiken und Protestanten gegenwärtig nicht möglich, erklärte EKD-Sprecher Christof Vetter am Donnerstag in Hannover.

Die EKD bekräftigte ihren Standpunkt, dass nach evangelischem Verständnis dem evangelischen Abendmahl «nichts zur vollen Gültigkeit fehle». Aus katholischer Sicht sind protestantische Pfarrer nicht rechtmäßig geweiht. Daher ist nach römischer Lehre auch die evangelische Abendmahlsfeier nicht gültig. Die EKD widersprach dieser Auffassung. Die evangelische Kirche sehe deshalb auch keine Möglichkeit, getauften Christen die eucharistische Gastfreundschaft vorzuenthalten.

In weiten Teilen sei das Papst-Schreiben durch eine «strenge und pointiert katholische Abendmahlstheologie geprägt», die auf der Linie früherer Veröffentlichungen bleibe. Die dogmatische Dimension zeige sich in dem Beharren der katholischen Kirche auf einem besonderen Amts- oder Weihepriestertum, das aus Sicht des Vatikans unabdingbare Voraussetzung der Eucharistie ist. Die katholische Kirche leitet die Autorität ihrer Geistlichen durch eine ununterbrochene Folge von Bischofsweihen durch Handauflegung von der Zeit der biblischen Apostel bis heute ab.

Die Enzyklika «Ecclesia de Eucharistia» sei «zunächst einmal eine testamentarische Äußerung eines - wenn auch sehr besonderen -Priesters, der immer wieder und an herausgehobenen Orten in tiefer innerer Bewegung Eucharistie gefeiert hat», fügte die EKD hinzu.

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Papst-Enzyklika bekräftigt Nein zum gemeinsamen Abendmahl

Vatikanstadt (epd). Sechs Wochen vor dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin hat Papst Johannes Paul II. ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten abgelehnt. Eine für alle Christen offene Eucharistiefeier ohne volle Kirchengemeinschaft sei ein Hindernis in der Ökumene, heißt es in der am Gründonnerstag in Rom vorgestellten Enzyklika zur Eucharistie. Die Abendmahlsgemeinschaft stehe vielmehr am Ende des Weges zur Einheit.

In seiner 14. Enzyklika «Ecclesia de Eucharistia» (Kirche über die Eucharistie) verurteilte Johannes Paul II. gemeinsame Abendmahlfeiern mit anderen Christen, wie sie am Rande des Ökumenischen Kirchentages in Berlin geplant sind. Der Papst fordert «Gehorsam» und erinnert die Katholiken an das Verbot der Teilnahme an einem evangelischen Abendmahl. Aus Sicht des römischen Lehramtes wird das Sakrament in der evangelischen Kirche nicht «gültig» gespendet. Dies können laut Vatikan dagegen in römisch-katholischer Tradition geweihte Priester.

Der Papst beklagte in seiner 80-seitigen Abendmahls-Enzyklika zudem «Missbräuche» in der Praxis der Eucharistiefeiern. Wer bestehende Unterschiede im Glauben nicht beachte, reduziere das Abendmahl zum «brüderlichen Mahl». Auch dürfe die Kirche nicht davor zurückschrecken, katholische Christen von der eucharistischen Kommunion auszuschließen, die "hartnäckig in einer offenkundig schweren Sünde verharren".

Dagegen bekräftigt Johannes Paul II. bereits mögliche Ausnahmen bei der Spendung der katholischen Eucharistie. Katholische Priester können danach in bestimmten, gut begründeten Einzelfällen die Sakramente der Eucharistie, der Buße und der Krankensalbung anderen Christen spenden, auch wenn diese nicht der römisch katholischen Kirche angehören. Dies dürfe jedoch nicht mit einer gemeinsamen Mahlfeier verwechselt werden.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er Jahren gab es nach Ansicht des Papstes «oft völlig unpassende Neuerungen» beim Abendmahl in der katholischen Kirche. Sie seien Folge einer «falsch verstandenen Auffassung von Kreativität». Stattdessen sollten Gläubige zum traditionellen Verständnis der Eucharistie zurückkehren, so das Kirchenoberhaupt.

Papst Johannes Paul II., der im 25. Jahr seines Pontifikats steht, mahnte alle katholischen Christen an ihre Pflicht, jeden Sonntag zur Eucharistie zu gehen. Ausnahmen gelten den Angaben zufolge nur aus «schwerwiegenden Gründen», denn die «Kirche lebt von der Eucharistie». Priester sind angehalten, täglich Eucharistie zu feiern.

In seinem neuen Dokument «Ecclesia de Eucharistia - Über die Eucharistie in ihrem Verhältnis zur Kirche» begrüßte der Papst die ökumenischen Bestrebungen der vergangenen Jahrzehnte. Er habe den «sehnlichen Wunsch, gemeinsam die Eucharistie des Herrn zu feiern, zitiert Johannes Paul II. aus seiner Ökumene-Enzyklika «Ut unum sint» von 1995. Auf der anderen Seite werden die evangelischen Kirchen abermals nur als «kirchliche Gemeinschaften» bezeichnet. Diese Formulierung hatte bereits in dem Vatikan-Text «Dominus Iesus» vor drei Jahren für Empörung bei Protestanten gesorgt.


Papst warnt in Enzyklika vor gemeinsamem Abendmahl

Vatikanstadt (epd). Sechs Wochen vor dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin hat Papst Johannes Paul II. ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten klar abgelehnt. In seiner Enzyklika «Ecclesia de Eucharistia» beklagt er zugleich «Missbräuche» in der Praxis der Eucharistiefeiern. Wer bestehende Unterschiede im Glauben nicht beachte, reduziere das Abendmahl zum «brüderlichen Mahl».

Zudem verurteilt Johannes Paul II. in seiner Enzyklika gemeinsame Abendmahlfeiern mit anderen Christen, wie sie am Rande des Ökumenischen Kirchentags in Berlin geplant sind. Diese so genannte Interkommunion sei ein «Hindernis» für die Ökumene, «da sie Zweideutiges über die eine oder andere Glaubenswahrheit einführt». Der Papst fordert «Gehorsam» und erinnert die Katholiken an das Verbot, der Einladung zum Abendmahl evangelischer Christen zu folgen.


Kardinal Lehmann begrüßt Papst-Enzyklika zur Eucharistie

Bonn (epd). Die deutschen katholischen Bischöfe haben die Enzyklika von Papst Johannes Paul II. zur Eucharistie begrüßt. Sie seien dankbar für dieses «Wort theologischer Klärung», erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, am Donnerstag in Bonn. Zum Thema gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten sagte der Mainzer Bischof, auch wenn der Papst die Zeit dafür noch nicht für reif halte, nehme er nichts zurück vom ökumenischen Engagement der katholischen Kirche, sondern verstärke es.

Lehmann warnte davor, sich von der Enzyklika enttäuschen zu lassen. Bereits jetzt gebe es vieles, was die Konfessionen gemeinsam praktizieren könnten. «Wenn wir dies miteinander tun, wachsen wir gemeinsam in Richtung der Einheit am Tisch des Herrn.» Der Papst-Text stehe in «einem weiten ökumenischen Horizont», aber er sei zunächst eine «Aussage für die katholische Kirche», fügte Lehmann hinzu.

Johannes Paul II. vermeide in seiner Enzyklika «jede Schärfe», so Kardinal Lehmann. Zum Erreichen des letzten großen Zieles «in der Gemeinschaft am Tisch des Herrn» sei aber nicht nur mehr Zeit, sondern auch die Überwindung großer Hindernisse nötig. Immer wieder werde deutlich gemacht, dass es «zur Zeit» keine Anerkennung der Ämter von Bischöfen in den reformatorischen Kirchen und damit auch kein gemeinsames Abendmahl geben könne. Lehmann: «Es ist gut, dass wir dies nun vor dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin Ende Mai 2003 von beiden großen Kirchen nochmals wissen.»

Kirchliche Laien werten Papst-Enzyklika als Warnung für Kirchentag

Berlin/Bonn (epd). Christliche Reformgruppen haben die Enzyklika des Papstes zur Eucharistie als «Tiefstand im ökumenischen Prozess der Kirchen» bewertet. Mit Blick auf den Ökumenischen Kirchentag in Berlin Ende Mai sei das Papst-Schreiben als Warnung zu verstehen, erklärten am Donnerstag in Bonn die katholische Laienorganisation «Wir sind Kirche» und das ökumenische Netzwerk «Initiative Kirche von unten».

Ungeachtet aller theologischen Fortschritte und pastoralen Nöte in den Gemeinden halte der Vatikan am «eucharistischen Leitbild des priesterzentrierten Gottesdienstes» fest, kritisieren die beiden Reformgruppen. Dieser Absolutheitsanspruch mache ökumenische Fortschritte unmöglich.

Die beiden Gruppen wollen beim Ökumenischen Kirchentag gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde Prenzlauer Berg-Nord ökumenisch offene Gottesdienste mit «eucharistischer Gastfreundschaft» feiern. Da die katholische Kirche dies schon im Vorfeld abgelehnt hat, finden die beiden Gottesdienste außerhalb des offiziellen Kirchentagsprogramms statt.

Theologie-Institut: Papst-Enzyklika Rückschlag für Ökumene

Bensheim (epd). Die Papst-Enzyklika zur Eucharistie ist nach Ansicht des Ökumene-Instituts der evangelischen Kirche ein Rückschlag für den Dialog zwischen den Kirchen. Durch die Verschärfung der Zulassungsregeln zum Abendmahl sei das Rundschreiben vor allem für evangelisch-katholisch gemischte Ehen «enttäuschend», erklärte das Konfessionskundliche Institut des Evangelischen Bundes am Donnerstag im südhessischen Bensheim. Diese müssten den Eindruck haben, dass die «ökumenischen Uhren zurückgestellt werden».

Die Enzyklika lasse «keine ökumenische Öffnung in absehbarer Zeit» erwarten. Eine Verschärfung liege vor, wenn der Papst die pastoral begründete Zulassung einzelner nicht-katholischer Christen zur katholischen Eucharistie auf Fälle beschränkt, in denen «einem schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis im Blick auf das ewige Heil einzelner Gläubiger» entsprochen werden soll, hieß es.

Diese Umschreibung decke eigentlich nur noch die Situation der Todesgefahr ab. Das gehe an dem Bedürfnis konfessionsverschiedener Familien oder auch ökumenisch verbundener Christen vorbei. Damit gehe Johannes Paul II. auch hinter die Ausnahmeregelungen einzelner Bischofskonferenzen zurück, die heute in der katholischen Weltkirche zur Anwendung gelangten, betonte das Ökumene-Institut.

Im ökumenischen Dialog der Kirchen sei man heute bereits wesentlich weiter, kommentiert das Konfessionskundliche Institut das Papst-Schreiben. Die Enzyklika wähle den umgekehrten Weg. Auch die «Dynamik, die von der Feier der Eucharistie ausgeht» komme ökumenisch nicht zum Tragen.


Zentralkomitee begrüßt Papst-Enzyklika als Ermutigung

Berlin/Bonn (epd). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat die Enzyklika des Papstes zur Eucharistie als ermutigendes Dokument begrüßt. Der Papst bekenne sich klar zum eingeschlagenen Weg der Ökumene, sagte der Präsident der katholischen Laienvertretung, Hans Joachim Meyer, am Donnerstag in Bonn. Vor Beginn des Ökumenischen Kirchentags Ende Mai fühlten sie sich gestärkt.

Der Papst habe zwar erwartungsgemäß die Interzelebration der Eucharistie und die Interkommunion katholischer und evangelischer Christen abgelehnt. Er erkenne aber das Verlangen vieler Christen nach Einheit an, so Meyer.

Der ZdK-Präsident begrüßte vor allem die Worte des Papstes zum Engagement von Laien bei sonntäglichen Wortgottesdiensten. In Gegenwart und Zukunft sei der Einsatz von Laien für die Kirche lebenswichtig. Der Papst hatte in seiner Enzyklika das «gemeinsame Priestertum» erwähnt, das sowohl Ordensleute als auch Laien ausübten.