Rau will Gottesbezug in EU-Verfassung

Berlin (epd). Bundespräsident Johannes Rau hat sich für einen Gottesbezug in der künftigen Verfassung der Europäischen Union ausgesprochen. Es sei allen Menschen zumutbar, «wahrzunehmen, dass wir unser Leben nicht uns selbst verdanken», sagte Rau Journalisten aus evangelischen und katholischen Wochenzeitungen in Berlin. Das Wort «Gott» könne diesen Gedanken ausdrücken. Bis Ende April will sich der EU-Reformkonvent darüber einigen, ob ein Gottesbezug in die Präambel der Verfassung aufgenommen wird.

Zum Irak-Krieg sagte der Bundespräsident, es sei «nicht Aufgabe der Christen in der Welt, Demokratie mit Waffen herzustellen». Auch wenn die Bibel kein Rezept für politisches Handeln biete, seien die Kirchen mit ihrer Kritik am Irak-Krieg nicht zu weit gegangen. «Christen sind zum politischen Handeln aufgerufen», betonte Rau.

Als Aufgabe der Kirchen bezeichnete es der Bundespräsident, darauf zu achten, dass «diejenigen Menschen, die nicht mithalten können, nicht unter die Räder kommen». Wettbewerb als Grundlage der Wirtschaft dürfe nicht auf alle anderen Lebensbereiche übertragen werden.

Den ersten Ökumenischen Kirchentag Ende Mai in Berlin wertet Rau als «großen Schritt nach vorn». Auch ohne gemeinsames Abendmahl befördere diese Veranstaltung die Hoffnungen auf mehr Gemeinsamkeit zwischen Katholiken und Protestanten. Kirchentage seien «lohnende Veranstaltungen», sagte der Bundespräsident, der selbst überzeugter Protestant ist: «Da wird das verhandelt, was mein Leben ausmacht.»