Zum Kircheneintritt in die City

Eintrittsstellen und Irak-Krieg sorgen für neue Mitglieder

Von Manfred Laube

Braunschweig (epd). «Ich trage es schon lange mit mir rum.» Diesen Satz hört die Braunschweiger Pfarrerin Kristina Kühnbaum-Schmidt oft, wenn Menschen bei ihr wieder in die evangelische Kirche eintreten. Mit zentralen Kircheneintrittsstellen versuchen immer mehr Landeskirchen, zumindest einen Teil ihrer Mitglieder zurück- und neue hinzu zu gewinnen. Bundesweit stehen den jährlich rund 190.000 Austritten etwa 25.000 Wiedereintritte gegenüber. Zusammen mit Erwachsenentaufen und Übertritten aus anderen Konfessionen beträgt die Zahl neuer Kirchenmitglieder pro Jahr rund 60.000.

Die Eintrittsstelle in Braunschweig, in der Kühnbaum-Schmidt mitarbeitet, besteht seit Anfang des Jahres. Der Erfolg ist bereits deutlich erkennbar: Von 89 Kircheneintritten in der Propstei Braunschweig erfolgten 43 in der «Zentrale», die anderen beim zuständigen Gemeindepfarrer. Damit verzeichnet die Propstei nach drei Monaten bereits fast so viele Eintritte wie sonst in einem halben Jahr. Meistens sind Trauerfälle oder Taufen, Krisen oder Krankheiten der Auslöser.

Karin Auge (57) hat die Entscheidung und ein längeres Gespräch mit der Pfarrerin in der Eintrittsstelle gerade hinter sich. Die «weltpolitische Lage» habe sie veranlasst, bei der Kirche zumindest «etwas Halt», Hoffnung und Wertorientierung zu suchen, erzählt sie. Michael Wohlers von der Eintrittsstelle in Hannover bestätigt, dass auch dort der Irak-Krieg anfangs zu vermehrten Eintritten geführt habe. Die Eintrittsstellen erreichten Menschen, die sich sonst nicht trauten, sagt Wohlers.

Lediglich eine gleich bleibende Tendenz meldet dagegen der Hamburger «Michel». Seit 21 Jahren versteht sich diese Kirche als Eintrittsstelle. In jedem Jahr treten hier 80 bis 90 Menschen in die nordelbische Kirche ein. Die Nikolaikirche in Leipzig ist durch die Friedensandachten und Montagsdemonstrationen gegen den Krieg im Irak stärker frequentiert als sonst, berichtet Pfarrer Christian Führer. Der Leipziger nimmt jedoch neue Kirchenmitglieder nicht «im Schnellverfahren» auf.

Im Unterschied zu den westdeutschen Kirchengemeinden hat Führer es häufiger mit Ungetauften zu tun. Ein Gemeindekreis begleitet dann die künftigen Gemeindemitglieder bis zur Taufe. Die Statistik liest der Nikolai-Pfarrer relativ gelassen: «Die Mitglieder aller Parteien zusammen machen in Deutschland vier Prozent der Bevölkerung aus. Da liegen wir mit 18 Prozent Kirchenzugehörigkeit in Leipzig durchaus akzeptabel in der Gegenwart.»