US-Kongress bittet Bush: “Tag des Betens und Fastens” ausrufen

Atheisten und Humanisten möchten “Tag der Vernunft” statt Nationalen Gebetstags

W a s h i n g t o n / B e r l i n / B a g d a d (idea) – Der amerikanische Kongress hat Präsident George W. Bush aufgefordert, angesichts des Irak-Kriegs einen “Tag des Betens und Fastens” auszurufen. Das Repräsentantenhaus schloss sich mit 346 gegen 49 Stimmen einer entsprechenden Resolution des Senats an. Gebet und Fasten werde helfen, “unsere Fehler und Versäumnisse zu erkennen und uns der Weisheit und Liebe Gottes anzubefehlen”. Claire Buchan, Sprecherin des Weißen Hauses sagte, der Präsident habe sich noch nicht mit dem Anliegen befasst, ihm sei aber die Wichtigkeit von Glaube und Gebet bewusst. Er habe oftmals dazu aufgerufen, für die Soldaten und für die weltweite Freiheit zu beten. In den Vereinigten Staaten wird bereits seit 1952 der 1. Mai als “Nationaler Gebetstag” begangen. Humanisten und Atheisten nehmen daran Anstoß. Sie haben Bush aufgefordert, den 1. Mai zusätzlich als “Tag der Vernunft” auszurufen.

Bibelfester Bundespräsident Rau kritisiert Bushs religiöse Äußerungen

Scharfe Kritik an religiösen Äußerungen des US-Präsidenten im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg hat Bundespräsident Johannes Rau geübt. Nirgends in der Heiligen Schrift sei von Kreuzzügen die Rede, sagte der bibelfeste Protestant im Fernsehsender n-tv. Es sei ein “grandioses Missverständnis”, wenn Bush von einer “göttlichen Mission” spreche. Rau: “Ich glaube nicht, dass ein Volk einen göttlichen Hinweis erhält, ein anderes Volk zu befreien.” Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann (Mainz), rät dem US-Präsidenten, sensibler von Gott, Glaube und Bibel zu sprechen. Von einem Missbrauch der Religion durch Bush könne aber nicht die Rede sein. Derweil hat der irakische Diktator Saddam Hussein sein Volk zum islamischen “Heiligen Krieg” gegen die “Invasoren” gerufen. Wer die Ungläubigen bekämpfe, werde den Segen Allahs erfahren, hieß es in einer Ansprache, die Informationsminister Mohammed Saeed al-Sahhaf am 1. April im Fernsehen verlas.

Britischer Militärpfarrer als Kampfspringer mit Bibel und Gebetsbuch

Die amerikanischen und britischen Soldaten werden von Seelsorgern bis an die Front begleitet. So ließ sich der englische Militärpfarrer Steven Cantrell mit den Fallschirmspringern einer Luftlandebrigade in der Nähe der nordirakischen Stadt Baschur absetzen. Neben Bibel, Gebetsbuch und Abendmahlsgeräten hat der Vater von vier Kindern in seinem 30 Kilo schweren Tornister auch Lebensmittelvorräte für mindestens eine Woche.

“Tiefgläubiger” Baptist seit einer Woche im Irak vermisst

Unterdessen wird in der Baptistengemeinde des amerikanischen Orts Boiling Springs (Bundesstaat Süd Carolina) besonders für den Marinesoldaten Nolen Ryan Hutchings gebetet. Er ist seit dem 23. März vermisst. Mit sieben Soldaten war er in einen Kampf in der Nähe der Stadt Nasirija verwickelt. Drei von ihnen sind gefallen. Baptistenpastor Wayne Dickard sagte dem Informationsdienst Baptist Press, Hutchings sei “tief gläubig”: “Wir beten, dass er bald wieder mit seiner Familie vereint ist.” Bisher sind nach alliierten Angaben rund 70 britische und amerikanische Soldaten im Irak-Krieg ums Leben gekommen.

Ansturm auf religiöse Literatur in den USA

Schon vor dem Krieg hat in den USA ein Ansturm auf religiöse Literatur eingesetzt. Der Verkauf von Bibeln, Neuen Testamenten, Gesang- und Gebetsbüchern stieg im Januar um 37 Prozent. Der Umsatz mit religiöser Literatur betrug nach Angaben der amerikanischen Verlegervereinigung rund 15 Millionen Euro. Normalerweise steigt der Verkauf von religiöser Literatur vor allem vor Festen wie Weihnachten und Ostern an.

Theologische Ausbildungsstätte entfernt amerikanische Flaggen: Unser Zeichen ist das Kreuz

In einer theologischen Ausbildungsstätte in den USA ist der Patriotismus zu Kriegszeiten auf Proteste von Studenten gestoßen. Im methodistisch geprägten Asbury Seminar in Wilmore (Kentucky) mussten amerikanische Flaggen von den Tischen im Speisesaal entfernt werden. Sean Levine, Reservist und angehender Militärpfarrer, wundert sich hingegen, dass Vaterlandsliebe nicht mit dem Christ sein vereinbar sein soll. Die Schulleitung begründete das Entfernen der Flaggen so: “Gottes Leute schwenken keine Fahnen als Zeichen der Eroberung. Wir tragen das Kreuz als Zeichen der Versöhnung.”