Schröder, Fischer und der Dalai Lama auf dem Ökumenischen Kirchentag

Generalsekretärin: Das Christentreffen steht im Schatten des Irak-Kriegs

B e r l i n (idea) - Der Ökumenische Kirchentag, der vom 28. Mai bis 1. Juni in Berlin stattfindet, wird im Schatten des Irak-Kriegs stehen. Das erklärte die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Friederike Woldt (Fulda), bei der Vorstellung des 720 Seiten starken “Programmbuchs” am 28. März in Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) werden sich den Fragen der Besucher stellen. Bei einer Veranstaltung zur “Verantwortung der USA als Weltmacht” wird der Direktor des amerikanischen “Aspen-Instituts” Berlin, Geffrey Gedmin, reden. Das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, der Dalai Lama, spricht über sein Konzept der “Politik ohne Gewalt”. Am Ende des Kirchentags soll jeder Besucher einen orangefarbenen Schal erhalten. Er ist mit dem Leitwort “Ihr sollt ein Segen sein” und dem Zitat aus der Bergpredigt “Selig sind, die Frieden stiften” bedruckt.

Ja zum interreligiösen Dialog - Nein zur Mission unter Moslems

Frau Woldt betonte, dass in einer Zeit, in der Terrorismus und Irak-Krieg das politische Geschehen dominieren, dem interreligiösen Dialog ein besonderes Gewicht zukomme. So werde mit jüdischen, christlichen und islamischen Gästen über die Friedenschancen für den Nahen Osten nachgedacht. Unter den Teilnehmern dieses Podiums befinden sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe und der berlin-brandenburgische Bischof Wolfgang Huber, die dem Rat der EKD angehören. Ferner gibt es ein “Begegnungszentrum Christen und Muslime” sowie ein “Lehrhaus Judentum für Christen”. Wie der Studienleiter des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Christoph Quarch, auf Anfrage von idea erklärte, werde es allerdings keinen Raum für christliche Projekte geben, die sich etwa der Mission unter Muslimen widmen.

Abschlussgeste: Die Gottesdienstbesucher benetzen sich mit Wasser

Während des Abschlussgottesdienstes soll es statt des ursprünglich geplanten gemeinsamen Abendmahls ein “Ritual des Taufgedächtnisses” geben. Dabei sollen als Erwachsene Getaufte aller Konfessionen von ihrer Taufe Zeugnis ablegen. Anschließend sollen sich alle Teilnehmer des Gottesdienstes als Segensgeste gegenseitig mit Wasser benetzen. Die Planungen zu einem gemeinsamen Abendmahl während des Abschlussgottesdienstes scheiterten bereits im Vorfeld des Christentreffens am Widerstand der römisch-katholischen Kirche. Allerdings wollen einige Laienorganisationen am Rande des Kirchentags Gottesdienste durchführen, bei denen Christen aller Konfessionen sowohl zum evangelischen Abendmahl als auch zur katholischen Eucharistie zugelassen sind.

150.000 Dauerteilnehmer erwartet

Derzeit erwarten die Veranstalter des Christentreffens rund 150.000 Dauerteilnehmer. Von den bislang angemeldeten 120.000 Besuchern sind etwa 60 Prozent Protestanten, rund 30 Prozent gehören der römisch-katholischen Kirche an. Die übrigen sind Mitglieder anderer Kirchen, Konfessionslose oder sie machen keine Angaben. Woldt begrüßte, daß viele theologisch konservative Gruppen, die bisher dem Kirchentag eher skeptisch gegenüberstanden, ihre Bereitschaft zur Teilnahme signalisiert hätten.