Kirchen warnen Mediziner vor inhumanem Machbarkeitswahn

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen haben davor gewarnt, beim medizinischen Fortschritt einem inhumanen «Machbarkeitswahn» zu verfallen. Die Vorstellung, Krankheit lasse sich medizinisch-technisch in den Griff bekommen, sei eine Illusion mit «Folgen, die niemand wollen kann», sagte der Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, am Montag vor Journalisten in Berlin. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, stellte er das Programm zur «Woche für das Leben» vom 3. bis 10. Mai vor.

Wenn menschliches Leben zu Zwecken der Forschung «verbraucht» werde, oder sich Menschen eine Entscheidung über ein fremdes Leben anmaßten, dann verfehle die Medizin ihr ursprüngliches Ziel, dem eben zu dienen, sagte Kock.

Kardinal Lehmann warnte vor dem «Traum vom perfekten Menschen», der letztlich zutiefst inhuman sei. Allzu schnell werde der Mensch dabei zum «Schadensfall», zur «vermeidbaren Belastung» oder zum «untragbaren Versicherungsrisiko». Ethisch dringend geboten sei eine Verlängerung des EU-Moratoriums für die gemeinschaftliche Finanzierung von Forschung an menschlichen Embryonen. Nach dessen Auslaufen drohe eine Freigabe solcher Förderungen.

In der ersten Maiwoche laden evangelische und katholische Kirchengemeinden bundesweit zu zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen der «Woche für das Leben» ein. Eröffnet wird die Aktion am 3. Mai mit einem ökumenischen Gottesdienst in Bayreuth. (03370/31.3.03)