Kirchen rufen zu weiteren Friedensgebeten auf

Kock bekundet Trauer über Opfer des Krieges

Plakataktion im Rheinland

Kritik an «Torheit» von US-Politikern

Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben angesichts des sich ausweitenden Irak-Krieges zu weiteren Friedensgebeten aufgerufen. «Zeiten des Krieges sind nicht Zeiten großer Worte», erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, am Freitag in Bonn. Die Kirchen sollten in dieser Zeit «offene Kirchen» sein. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, bekundete Trauer über die Opfer des Krieges und die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges.

«Es erfüllt mich mit Trauer, dass dieses Leid nicht zu verhindern war», sagte Kock. Er trauere um jeden Toten und Verletzten des in der Nacht zum Donnerstag begonnenen Krieges. Zugleich drückte er den Angehörigen der bisher ums Leben gekommenen britischen und amerikanischen Soldaten sein Mitgefühl aus.

Aus Gesprächen mit Pfarrern, die von der EKD in die Region entsandt sind, berichtete Kock, im Nahen und Mittleren Osten breite sich «lähmende Angst» unter den Menschen aus. Der Krieg betreffe mehr Regionen als die bisher umkämpften Städte im Irak. In einer ZDF-Sendung hatte der EKD-Ratsvorsitzende am Vorabend seine Überzeugung bekräftigt, ein Krieg dürfe niemals unter Berufung auf eine angebliche «göttliche Weisung» gerechtfertigt werden.

Mit rund 10.000 Plakaten rief unterdessen die rheinische evangelische Kirche zum «Aufstehen für Frieden und Gerechtigkeit» auf. Kocks designierter Nachfolger als rheinischer Präses, Nikolaus Schneider, erklärte in Düsseldorf, die USA hätten mit ihrem Angriff auf den Irak den Krieg zum Mittel der Politik gemacht.

Auch der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, übte scharfe Kritik an der Politik der USA. «Die Torheit scheint sich der Mächtigen in den Vereinigten Staaten bemächtigt zu haben», sagte er bei einem Friedensgottesdienst in Kassel. Im Braunschweiger Dom erklärte der evangelische Landesbischof Friedrich Weber, Krieg bringe Fluch und habe nur einen Sieger, den Tod.

«Das Gebet um den Frieden ist jetzt noch wichtiger», schrieb der Hamburger Erzbischof Werner Thissen in einem Brief, der in allen katholischen Gemeinden in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein verlesen werden soll.

Bundesweit nahmen auch am zweiten Kriegstag Tausende Menschen an Protestkundgebungen, Mahnwachen und Friedensgebeten teil. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden bis zu 20.000 Menschen zu den 50 angemeldeten Aktionen erwartet. Auch in Baden-Württemberg wurden Tausende Demonstranten gezählt.