Kock: Irak-Krieg nur bei Sturz Saddams vermeidbar

Kirche will Opfern helfen

Düsseldorf (epd). Ein Verzicht der USA auf den geplanten Irak-Krieg ist für den EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock nur noch bei einem Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein denkbar. Bei einer Absetzung Saddams könnte US-Präsident George W. Bush «ohne Gesichtsverlust» auf den Waffengang verzichten, sagte Kock am Dienstag vor Journalisten in Düsseldorf. Er kündigte an, im Falle eines Krieges würde die evangelische Kirche Hilfen für die Opfer «nicht versagen». Kock bilanzierte eine knapp zweiwöchige USA-Reise mit einer Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Er mache sich «keine Illusionen, dass der amerikanische Präsident noch zu stoppen wäre», sagte der oberste Vertreter von knapp 27 Millionen Protestanten in Deutschland. Zur Vorbereitung eines Angriffs seien bereits «zu viele Fakten geschaffen worden». Auch die US-Kirchen sähen dies sehr realistisch, so Kock.

Der rheinische Präses erläuterte, warum die evangelische Kirche einen Irak-Krieg ablehnt. Weder sei das Ziel klar, noch könne auf diese Weise der Terrorismus bekämpft werden, betonte er. Außerdem seien die friedensethischen Kriterien nicht erfüllt, nach denen er einen Krieg für gerechtfertigt halte. Dazu zählt Kock die «unmittelbare Bedrohung eines Staates durch einen anderen» oder eine «allgemeine Gefahr für die Menschheit», die nach Auffassung der Völkergemeinschaft anders nicht abgewendet werden kann. Beides sei nicht gegeben.

Die Reise habe aber sein Verständnis für die Pro-Kriegs-Stimmung in den USA erhöht, sagte Kock. Die Anschläge vom 11. September 2001 hätten «in der Psyche des Landes» die Sehnsucht hervorgerufen, in irgendeiner Form zu reagieren. Die Angst der Bevölkerung vor Terrorismus sei von der US-Führung «auf ein Objekt gelenkt worden, das ist Saddam».

Vertreter der US-Kirchen bestärkten die EKD nach Angaben Kocks in ihrer Haltung. Die Ablehnung eines Krieges sei von den Partnerkirchen nicht als anti-amerikanische Position aufgefasst worden, sondern als «Dienst von Freunden».

Die Kirchen in den Vereinigten Staaten sind gespalten: Während die konservativen Evangelikalen Bush unterstützen, wenden sich laut Kock die «Mainline Churches» wie katholische, evangelisch-lutherische oder reformierte Kirche gegen einen Krieg. Die Spaltung gehe aber auch durch einzelne Gemeinden. Die EKD-Vertreter hatten sich mit Politikern, internationalen Organisationen und Vertretern von US-Kirchen getroffen.