Osteuropa: Hilfe für ein Leben in Würde

Seit zehn Jahren unterstützt «Hoffnung für Osteuropa» Sozialprojekte im früheren Ostblock

Von Thomas Bickelhaupt (epd)

Eisenach (epd). Vor dem Zweiten Weltkrieg galt Peremoha als eines der schönsten Dörfer in der Ukraine. Damals hieß der Ort 50 Kilometer östlich von Kiew noch Jadliwka. Doch dieses Dorf gibt es nicht mehr. Im August 1943 wurde es bis auf die Kirche von deutschen Soldaten dem Erdboden gleichgemacht. Die Bewohner wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt oder erschossen. Die Heimkehrer, die nach dem Krieg ihr Dorf wieder aufbauten, nannten es stolz Peremoha, was auf Deutsch «Sieg» bedeutet.

Ein halbes Jahrhundert danach ist vom damaligen Optimismus nicht mehr viel geblieben. Dem Dorf mit rund 400 Einwohnern droht ein neuer Untergang. Viele junge Familien ziehen nach Kiew, wo sie auf Arbeit und Brot hoffen. Zurück bleiben die Alten, von denen viele Zwangsarbeiter waren. Zu ihrer Betreuung wurde vor zehn Jahren im Krankenhaus ein Altenheim eingerichtet. Aber für einen Lebensabend in Würde bedarf das Heim mit 30 Plätzen dringend der Modernisierung und der Erweiterung.

Unterstützung dafür kommt von der kirchlichen Initiative «Hoffnung für Osteuropa», deren zehnte Aktion an diesem Sonntag in Eisenach bundesweit eröffnet wird. Peremoha gehört für die 1994 begründete Hilfsaktion zu den jährlich rund 150 Projekten, mit denen die evangelischen Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände den Aufbau neuer sozialer und gesellschaftlicher Strukturen im ehemaligen Ostblock fördern. Projektpartner für das Altenheim in der Ukraine ist die Stiftung Carolinenheim Apolda, das zum Diakonischen Werk in Thüringen gehört.

Zur gezielten Förderung von Projekten wie in Peremoha kamen nach Angaben des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei «Hoffnung für Osteuropa» bisher rund 10,7 Millionen Euro zusammen. Damit seien in den vergangenen Jahren von Estland bis Albanien und zwischen Tschechien und Russland Hilfsprojekte in 17 Ländern Mittel- und Osteuropas unterstützt worden, sagt Diakonie-Referent Helmut Pestner. Allein im vergangenen Jahr seien trotz der Flutkatastrophe in Ostdeutschland über 1,6 Millionen Euro gespendet worden.

«Hoffnung für Osteuropa» versteht sich vor allem als «Hilfe zur Selbsthilfe». Die Verantwortung für die geförderten Projekte liegt stets bei den Partnern in den jeweiligen Ländern. Ein besonderer Schwerpunkt seien Projekte für die so genannten Straßenkinder, berichtet Pestner. Für Hilfsprojekte auf diesem Gebiet wie das «Offene Haus» im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) oder das Kinderheim für «Sozialwaisen» im litauischen Sakiai werde mehr als ein Drittel der Spenden verwendet.

Bei Vorhaben im Gesundheitswesen geht es um Behindertenhilfe ebenso wie um den Aufbau einer flächendeckenden Vorsorge. Als Beispiele nennt Pestner längst besiegt geglaubte Krankheiten wie Diphtherie, Typhus oder Tuberkulose, aber auch die rasante Ausbreitung von Aids in Osteuropa. So ist die Zahl der HIV-Infizierten dort und in Zentralasien nach einer Statistik der Vereinten Nationen allein im vergangenen Jahr um 250.000 angestiegen und wird gegenwärtig auf 1,2 Millionen Fälle geschätzt. «Hoffnung für Osteuropa» unterstützt deshalb im russischen St. Petersburg seit einiger Zeit auch die Rehabilitationsarbeit mit Drogenabhängigen.