Die Kirche im Bauwagen - Lübecker Pastorin startet «Mobile Kirche» in Neubaugebieten

Von Thomas Morell (epd)

Lübeck (epd). Lübecks kleinste Kirche hat zwei Räder, eine Deichsel und ist aus Holz. Ein weißgestrichener Bauwagen ist das neue evangelische Gotteshaus für die Bewohner des neuen Hochschulstadtteils, der im Süden der Hansestadt entsteht. Betreut wird die neue Gemeinde von «Bauwagen-Pastorin» Dorothea Fehring (32): «Wir stellen uns dorthin, wo die Menschen gerade bauen.»

5.000 Menschen sollen künftig in dem neuen Stadtteil neben der Uni-Klinik leben. Geplant ist auch die Ansiedlung von Firmen der Medizinforschung und Technologie. In der Mitte soll später ein Stadtteilzentrum mit Schule, Kindertagesstätte, Jugendtreff und Kirchenraum entstehen. «So lange wollten wir nicht warten», sagt die engagierte Seelsorgerin, die neben dem Bauwagen-Projekt in der benachbarten Kreuzkirche tätig ist. Im Frühjahr will sie ihren Bauwagen mit dem kleinen grünen Gemeinde-Traktor erstmals zu den Baustellen ziehen.

Vorher wartet jedoch noch jede Menge Arbeit auf sie. Die Fußbodenbretter sind morsch, es fehlen Bänke und ein Tisch, die Teeküche ist noch nicht eingerichtet, und auch die Glocke lässt noch auf sich warten. Eine ehrenamtliche Handwerker-Gruppe der Kreuzkirche hat mit der Renovierung begonnen. Erfahrung hat die Gemeinde bereits gesammelt, denn für die Kinder wurde schon ein Bauwagen fertig gestellt, der bunt bemalt auf dem Kirchhof steht.

Übernommen wurde der Bauwagen von der Hamburger Kirchengemeinde Neu-Allermöhe, die auch den kleinen Glockenturm montiert hatte. Als Gegengeschenk gab es einen Stuhl für das neue Kirchenzentrum
Allermöhe und einen Kreuz-Taler aus Lübecker Marzipan. Bei der Ankunft im Dezember wurde der Bauwagen offiziell «eingeweiht»: Lübecks Propst Ralf Meister sprengte gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Helmut Siepenkort geweihtes Wasser auf die Holzplanken.

Die neue Bauwagen-Kirche soll vor allem ein Treffpunkt für die Neubürger sein. Täuflinge und Konfirmanden können hier angemeldet und kleine Andachten gefeiert werden. Für die Sonntagsgottesdienste steht die Kreuzkirche bereit. Pastorin Fehring: «Wir wollen die Kirche hier gemeinsam mit den Menschen gestalten.» Das Leitwort für ihre Arbeit hat die Bauwagen-Kirche bei Leonordo da Vinci gefunden: «Binde deinen Karren an einen Stern.» (02102/3.3.03)