EKD-Ratsvorsitzender Kock warnt in Washington vor Irak-Krieg

Washington (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, hat sich in Washington für eine friedliche Lösung der Irak-Krise eingesetzt. Bei einem Treffen mit hochrangigen amerikanischen Kirchenvertretern warnte Kock die US-Regierung und ihre Verbündeten am Mittwoch nach EKD-Angaben davor, einen Krieg religiös zu rechtfertigen und «als normales Mittel der Politik» anzusehen.

«Gott will, dass wir nach Frieden und Gerechtigkeit streben», hieß es in einer nach einem Friedensgebet verlesenen gemeinsamen Erklärung Kocks und des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Militärische Gewalt sei kein angemessenes Mittel, den Irak zu entwaffnen. Kock und der Generalsekretär der United Methodist Church der USA, Jim Winkler, forderten die «mächtigen Nationen dieser Welt» auf, die Suche nach einer friedlichen Lösung des Konflikts nicht aufzugeben.

Ein «präventiver Militärschlag» zum Zweck eines Regimewechsels in einem souveränen Staat, wie ihn die USA erwäge, sei unmoralisch. Er verstoße gegen die Charta der Vereinten Nationen und führe zu einer «internationalen Kultur der Furcht, der Bedrohung und der Unsicherheit», hieß es weiter. «Unsere Regierung ist im Begriff, einen schrecklichen Fehler zu begehen», erklärte dazu auch der Nationale Kirchenrat der USA.

Zum Auftakt ihrer knapp zweiwöchigen USA-Reise wurde die EKD-Delegation im Senatsgebäude auf dem Kapitolshügel empfangen und dort über den jüngsten Stand der politischen Entwicklungen unterrichtet. Der Delegation gehören unter anderem die deutschen Landesbischöfe Axel Noack (Magdeburg) und Johannes Friedrich (München) sowie der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (CDU) an. Nach Washington stehen bei weiteren Etappen in Chicago, Cleveland und New York zahlreiche Treffen mit Vertretern von US-Kirchen, Verbänden, dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank auf dem Programm.

Zeitgleich zum EKD-Besuch beteiligten sich mehrere hunderttausend Amerikaner an einer «virtuellen Friedensdemonstration», zu der unter anderem auch die US-Kirchen aufgerufen hatte. Für mehrere Stunden blockierten sie tagsüber die Telefon- und Fax-Leitungen des US-Kongresses und des Weißen Hauses, um so ihren Widerstand gegen einen Irak-Krieg zum Ausdruck zu bringen.

Organisiert wurde die Aktion von der Gruppe «Win Without War», in der sich die Kirchen, soziale Gruppen und Bürgerinitiativen vereinigt haben. Der Nationale Kirchenrat der USA hatte den Mittwoch zu einem «Tag des Gebets und des Faxens» erklärt. Unterstützt wurde der Protest von Prominenten wie den Hollywood-Schauspielern Martin Sheen und Anjelica Huston.