Verwirrende Vielfalt - Die Strukturen der evangelischen Kirche

Von Roland Kauffmann

Frankfurt a.M. (epd). In der evangelischen Kirche ist eine Reform der in Jahrzehnten gewachsenen komplizierten Strukturen in Gang gekommen. Am Mittwoch wurde in Berlin feierlich die Gründung eines Zusammenschlusses zweier Kirchenbünde innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vollzogen: Die Evangelische Kirche der Union (EKU) und die Arnoldshainer Konferenz (AKf) bilden nun die Union Evangelischer Kirchen (UEK).

Bei den UEK-Mitgliedern handelt es sich hauptsächlich um so genannte unierte Kirchen, die als weltweite Besonderheit im 19. Jahrhundert aus der Union von Reformierten und Lutheranern entstanden sind. Als konfessionelle Zusammenschlüsse gibt es in Deutschland außerdem die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und den Reformierten Bund.

Ziel der Strukturreform ist die Stärkung der EKD. Sie ist die Dachorganisation aller Landeskirchen in der Bundesrepublik mit 24 Mitgliedskirchen sehr unterschiedlicher Größe. Die größten - Hannover und Rheinland - haben mehr als drei Millionen Mitglieder, die kleinsten - Schaumburg-Lippe und Anhalt - weniger als 70.000. Die EKD repräsentiert insgesamt 26,6 Millionen Protestanten in Deutschland, daneben gibt es eine Reihe evangelischer Freikirchen.

Die meisten der 24 Landeskirchen gehören nicht nur der EKD, sondern auch den anderen Zusammenschlüssen an, was für Außenstehende zu einem verwirrenden Bild führt. So sind sämtliche Kirchenleitungen der EKU-Kirchen und auch die EKU selbst Mitglied der Arnoldshainer Konferenz. Die nun vollzogene Fusion, die am 1. Juli offiziell in Kraft tritt, gilt als wichtiger Schritt in Richtung einer Kosten und Kräfte sparenden Struktur-Vereinfachung.

Die lutherischer Tradition verpflichtete VELKD verfolgt diesen Prozess mit Interesse. Sie ist zu einer engen Zusammenarbeit bereit, hat aber klar gemacht, dass eine Auflösung für sie nicht in Betracht kommt. Zur VELKD gehören acht lutherische Landeskirchen mit elf Millionen Mitgliedern, darunter die großen Kirchen von Bayern und Hannover. Zwei weitere lutherische Kirchen sind nicht Mitglied: Württemberg und Oldenburg. Letztere gehört zwar zur Arnoldshainer Konferenz, machte aber bei der jetzigen Fusion nicht mit.

Die EKU umfasst die Kirchen des früheren Preußen. König Friedrich Wilhelm III. hatte hier 1817 die Union lutherischer und reformierter Gemeinden erlassen. Zu ihr gehören beispielsweise die Berlin-brandenburgische, die rheinische und die westfälische Kirche. Insgesamt repräsentiert die EKU 7,8 Millionen Evangelische.

Als Arbeitsgemeinschaft von Kirchenleitungen wurde 1967 die Arnoldshainer Konferenz mit dem Ziel gegründet, die Übereinstimmung innerhalb der Landeskirchen zu fördern und zugleich die Einheit der EKD zu stärken. 16 der 24 EKD-Kirchen sind Mitglied. Die AKf schloss sich jetzt mit der EKU zur Union Evangelischer Kirchen zusammen.

Die rund zwei Millionen Christen reformierten Bekenntnisses in der Tradition von Johannes Calvin und Huldrych Zwingli sind im Reformierten Bund organisiert. Ihm gehören als Hauptträger die Evangelisch-reformierte Kirche sowie die Lippische Landeskirche an.