Unterwegs zu klareren Strukturen

Neue Union Evangelischer Kirchen gilt als Chance für weitere Reformen in der EKD

Von Renate Kortheuer-Schüring

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Auf dem Weg zu klareren Strukturen hat die evangelische Kirche ein erstes handfestes Ergebnis vorzuweisen: Zwei kirchliche Bünde, die Evangelische Kirche der Union (EKU) und die Arnoldshainer Konferenz, unterzeichnen am Mittwoch in Berlin einen Fusionsvertrag. Nachdem alle Mitgliedskirchen bis auf eine zugestimmt haben, soll die neue Union Evangelischer Kirchen (UEK) entstehen. Am 1. Juli wird der Unionsvertrag in Kraft treten.

Für den EKU-Ratsvorsitzenden und westfälischen Präses Manfred Sorg verbindet sich mit der UEK die Chance weitergehender Reformen. Überhaupt sehen die 15 beteiligten Kirchen die Neugründung als wichtigen Schritt in Richtung auf eine größere Einheit in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). So sind in der Grundordnung der UEK Veränderungen zu Gunsten der EKD vorgesehen, wenn die theologischen und juristischen Voraussetzungen für eine solche größere Gemeinschaft gegeben sind. Dies kann sogar die Auflösung der UEK bedeuten.

Doppelarbeit soll künftig vermieden werden. «Wir müssen abwarten, wie die Entwicklung in der EKD, in der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und in der UEK selber verlaufen wird», sagt EKU-Präsident Wilhelm Hüffmeier. «Was die EKD erledigen kann, muss die UEK nicht nochmals erledigen.»

Die EKD begrüßt den Zusammenschluss. Er bedeute eine Vereinfachung der Arbeit für die Kirchen, die bisher sowohl der EKU als auch der Arnoldshainer Konferenz (AKf) angehörten, sagt EKD-Vizepräsident Hermann Barth, «eine bescheidene Vereinfachung zwar, aber immerhin». Zudem gehe von der Fusion ein Reformsignal aus, betont der EKD-Cheftheologe. Die UEK sei angetreten mit der Absicht, die EKD stärken zu wollen und sich selbst auf Dauer auch wieder zur Disposition zu stellen: «Das passiert nicht alle Tage.»

Derzeit wird in der Kirche die völlige Auflösung der konfessionellen Bünde von Unierten, Lutheranern und Reformierten zu Gunsten einer gestärkten EKD diskutiert. Ein eigens eingerichteter Ad-hoc-Ausschuss unter Vorsitz des früheren EKD-Ratsvorsitzenden Klaus Engelhardt ist dabei, Empfehlungen für übersichtlichere Kirchenstrukturen zu erarbeiten.

Auch die VELKD, konfessionelles Gegenstück zu den Unierten, sieht die
neue UEK positiv. Vielen Lutheranern ist diese Konstellation lieber
als ein «monolithischer Block», wie ihn aus ihrer Sicht eine EKD ohne
die Kirchenbünde darstellen würde.


Eine kirchliche Untergliederung nach konfessionellen oder auch pragmatischen Gesichtspunkten sei sinnvoll und dem evangelischen Kirchenverständnis angemessen, sagt der Präsident des lutherischen Kirchenamts, Friedrich Hauschildt. «Nachdenklich» macht ihn indes, dass die Union keine Synode, also ein Kirchenparlament, sondern eine Vollversammlung als oberstes Entscheidungsgremium hat. Für einen Lutheraner undenkbar.

Die EKU-Synode musste in diesem Punkt eine Kröte schlucken, als sie der UEK-Grundordnung zustimmte. Mehrere Arnoldshainer Kirchen hätten sich nicht beteiligt, wenn es eine UEK-Synode gegeben hätte. Nun ist die lutherische Oldenburger Landeskirche die einzige AKf-Kirche, die nicht mitzieht.

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die neue Union Evangelischer Kirchen den erhofften Reformanstoß wird bewirken können. Mitunter waren in kirchlichen Kreisen auch Bedenken zu hören, es könne eher auf eine Verfestigung zweier großer konfessioneller Blöcke hinauslaufen. Die UEK hat sich selbst eine Frist gesetzt: Nach fünf Jahren will sie überprüfen, ob es sie weiterhin geben soll.