Vatikan: Drehscheibe der Bemühungen um friedliche Irak-Lösung

Annan, Fischer und der Papst gemeinsam gegen Kriegsdrohungen

Von Bettina Gabbe (epd)

Vatikanstadt (epd). Am Ende fehlt nur George Bush im Reigen der Politiker, die sich in diesen Tagen auf der Suche nach einer friedlichen Lösung für den Irak beim Papst die Klinke in die Hand geben. Gemeinsam mit UN-Generalsekretär Kofi Annan unterstrich das Kirchenoberhaupt am Dienstagabend, dass die Vereinten Nationen bei der Verhinderung eines Krieges eine «wesentliche Rolle» spielen müssen.

Der von Krankheit und Alter geschwächte Papst nimmt sich in diesen Tagen wesentlich mehr Zeit für seine Gesprächspartner als üblich. Nach Bundesaußenminister Joschka Fischer, dem irakischen Vizepremierminister Tarik Aziz und Annan will nun auch der britische Premierminister Tony Blair am Samstag den Papst besuchen.

Der in diplomatischer Zurückhaltung geübte Vatikan rückt damit ins Zentrum der Bemühungen um eine gewaltlose Lösung des Konflikts. Annan gab er die Gelegenheit, einerseits die Allianz der Kriegsgegner fester zu schmieden, andererseits mit dem zur Beteiligung am Krieg bereiten italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zu verhandeln. Denn die Unterschiede zwischen den Positionen des Vatikans und Roms könnten größer nicht sein. So betonte Annan beim Treffen mit Berlusconi, die Europäische Union müsse sich stärker an der Suche nach einer Lösung beteiligen.

Wenige Stunden vor dem Treffen zwischen Annan und dem Papst erstattete Kurienkardinal Roger Etchegaray Johannes Paul II. Bericht über seine Mission im Irak. Er kam mit einer weiteren Zusage der Führung in Bagdad zurück, besser mit den Waffeninspektoren zusammenzuarbeiten. Das Kriegsrisiko sei noch immer hoch, sagte der in schwierigen Nahost-Missionen geübte Franzose. «Die Hoffnung, dass am Ende der Frieden siegen kann, ist aber stärker geworden», so sein vorläufiges Resümee.

Nachdem der Vatikan sich aktiv in die Vermittlungsbemühungen eingeschaltet hat, kommt auch Tony Blair um einen Besuch beim Papst nicht herum. Ursprünglich hatte der britische Premier nur mit Berlusconi zusammentreffen wollen. Dieser tritt für einen Präventivkrieg im Irak ein und verurteilte die Friedensdemonstrationen vom Wochenende als Unterstützung für Saddam Hussein.

Nach der Entsendung des Sondergesandten Etchegaray in den Irak ist bislang offen, ob es zu einer entsprechenden Mission in den USA kommt. Der nicht nur vom Theologen Hans Küng geforderte Papstbesuch im Irak kann indes mangels einer Einladung der dortigen Führung an das Kirchenoberhaupt nicht stattfinden. So konzentriert der Vatikan die Stimmen der Kriegsgegner zu einem trotz der Differenzen in den UN, Europa und der NATO immer lauter werdenden Chor.