Renate Schmidt kritisiert Tabuisierung von Alter und Tod

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) hat die Tabuisierung von Alter, Krankheit und Tod kritisiert. Die Gesellschaft kranke daran, dass keine Diskussion darüber stattfinde, sagte Schmidt am Donnerstag in Berlin bei einer Fachtagung zum vierten Altenbericht der Bundesregierung.

Die meisten Menschen setzten sich nicht mit der eigenen möglichen Pflegebedürftigkeit und dem eigenen Tod auseinander. Doch in einer Gesellschaft, in der das hohe Alter zur Regel werde, müsse dieses Tabu gebrochen werden, so Schmidt. Bis zum Jahr 2050 werde sich der Anteil der 80-Jährigen in Deutschland vervierfacht haben. Daher müsse sich jeder fragen, wie er im Alter leben wolle und wer sich dann um ihn kümmere.

Das Phänomen, dass die Bevölkerung zugleich schrumpfe und altere, sei ohne historisches Vorbild, erläuterte die Ministerin. Der Entwicklung, dass immer weniger ältere Menschen erwerbstätig seien, müsse dringend Einhalt geboten werden. Nach Erhebungen des Berufsforschungsinstituts arbeiteten in der Hälfte aller deutschen Betriebe keine Menschen mehr, die älter als 50 Jahre seien, referierte Schmidt.

Die Ministerin kritisierte zudem die mangelnde Integration alter Menschen. «Müssen Altenheime immer im Grünen, am Stadtrand gebaut werden?», fragte Schmidt. Angehörigen würden damit weite Wege zugemutet, und die alten Menschen vom Alltag in den Gemeinden ausgeschlossen.