EKD würdigt ersten Ratsvorsitzenden Theophil Wurm

Stuttgart (epd). Mit einem Gottesdienst in Stuttgart hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an ihren Gründer Theophil Wurm erinnert, der am 28. Januar vor 50 Jahren gestorben ist. Der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock würdigte den Theologen als «eine der herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Protestantismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts». Die Gründung der EKD durch Wurm im August 1945 sei ein Meilenstein in der Geschichte der evangelischen Kirche gewesen, sagte Präses Kock.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterzeichnete Wurm das «Stuttgarter Schuldbekenntnis» mit, in dem die evangelischen Kirchen ihr Versagen im «Dritten Reich» eingestanden. Die Erklärung eröffnete ihnen die Rückkehr in die weltweite Ökumene. Als erster Vorsitzende des Rates der EKD stand Wurm von 1945 bis 1949 an der Spitze des deutschen Protestantismus.

Wurm wurde 1929 zum Kirchenpräsidenten und späteren Landesbischof der Evangelischen Kirche in Württemberg gewählt. 1933 begrüßte er die Machtübernahme in Deutschland durch Adolf Hitler und duldete die regimetreuen «Deutschen Christen». Im Mai 1934 wurde Wurm auf der ersten Bekenntnissynode von Barmen Mitglied des Reichsbruderrats, dem Leitungsgremium der «Bekennenden Kirche». Aber noch 1938 sei der Bischof von der «zersetzenden Wirkung des Judentums» überzeugt gewesen und habe den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich als «Befreiungstat des Führers» bejubelt, sagte Kock.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges habe sich jedoch der Blick Wurms für das nationalsozialistische Unrecht geschärft, so der Ratsvorsitzende. Wurm wandte sich mehrfach persönlich an Hitler und protestierte etwa gegen die Vernichtung so genannten lebensunwerten Lebens. Im Gegensatz zu anderen Regimegegnern wie Martin Niemöller setzte Wurm aber auf Verhandlungen mit dem NS-Staat.

Bei dem Gedenkgottesdienst in der Stuttgarter Markuskirche würdigte der württembergische Landesbischof Gerhard Maier das Lebenswerk seines Vorgängers. Wurm gehöre zu den Theologen, die die württembergische Kirche im 20. Jahrhundert am meisten geprägt hätten. Ein «Protestantismus der Zeitströmung» wäre das Gegenteil von dem, was Wurm gewollt und gelebt habe. Christen sollten sich daher auch heute nicht an dem orientieren, was ihnen den Beifall der Mehrheit verschaffe, sondern den Willen Gottes tun, sagte Maier.