Paul Spiegel: Staatsvertrag ist historisches Ereignis

Berlin (epd). Als «historisches Ereignis» hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, den Staatsvertrag zwischen Zentralrat und Bundesregierung bezeichnet. Damit werde dokumentiert, dass die deutsche Bevölkerung Juden in ihrem Land haben wolle, sagte Spiegel in einem epd-Interview in Berlin. Der Staatsvertrag, der die finanzielle Unterstützung der jüdischen Gemeinden und die Zusammenarbeit mit dem Staat regelt, wird am kommenden Montag, dem Holocaust-Gedenktag, unterzeichnet.

Spiegel bezeichnete es als besonders symbolisch, dass der Staatsvertrag am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz unterschrieben werde. Das zeige, «dass Juden trotz des unbeschreiblichen Leidens, das von Deutschen verursacht wurde, wieder in Deutschland leben und leben wollen». Damit Juden in Deutschland sicher leben könnten, müsse der Vertrag allerdings erst mit Leben erfüllt werden.

Als Voraussetzung dafür sei Wissen über das Judentum bei der nicht-jüdischen Bevölkerung notwendig. Bei der Vermittlung des Themas in den Schulen gebe es jedoch Defizite, kritisierte Spiegel. Die Schulbücher müssten in dieser Hinsicht verbessert und die Lehrer fortgebildet werden. Wenn junge Menschen zu Rechtsradikalismus und Antisemitismus tendierten, liege dies auch an fehlendem Wissen und falschen Informationen. Denn was fremd sei, mache Angst und werde als Bedrohung empfunden.

Dem Jüdischen Museum in Berlin hingegen gelinge es, Interesse am Judentum zu wecken. Dort lernten die Besucher, dass «jüdische Geschichte in Deutschland mehr ist als der Holocaust, aber auch mehr als Klezmermusik und Bagels».