EKD legt Orientierungshilfe zum Abendmahl vor

Ökumenischer Hürdenlauf - Protestanten stellen Haltung zum Abendmahl klar

Von Stephan Cezanne (epd)

Berlin (epd). Rechtzeitig vor dem Ende Mai beginnenden Ökumenischen Kirchentag haben die Protestanten ihre Haltung zum Abendmahl klar gestellt: Die Einladung an katholische Christen gilt nach wie vor. Allerdings soll niemand unter Druck gesetzt werden, betont der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in der am Freitag in Berlin vorgestellten Orientierungshilfe «Das Abendmahl». Der Text stellt erstmals seit Jahren selbstbewusst die evangelische Position in diesem kirchlichen Minenfeld umfassend dar - und weist auf die ökumenischen Hürden hin.

«Dürfen römisch-katholische Christen an einem evangelischen Abendmahl teilnehmen?» lautet die konkrete Frage. In der Regel nicht, heißt die Antwort. Nach Auffassung des katholischen Lehramts sind evangelische Pfarrer nicht gültig geweiht und können daher auch die Sakramente nicht rechtmäßig spenden, schreibt das Autorenteam um den Heidelberger Professor Christoph Markschies. Auch der Teilnahme evangelischer Christen an einer katholischen Eucharistiefeier setzt die katholische Seite enge Grenzen. Als Ausnahmen gelten Todesgefahr oder «geistliche Notlagen».

Das Abendmahl ist eines der wichtigsten christlichen Symbole. Es gilt Gläubigen als Klammer zwischen Christus und Gemeinde und «Wegzehrung» auf der Reise zum Reich Gottes. In zentralen Fragen der Abendmahlslehre - etwa in welcher Form Jesus Christus in Brot und Wein anwesend ist - gibt es zwischen Protestanten und Katholiken keine kirchentrennenden Gegensätze mehr. Dies belegen die theologischen Experten, die den 64-seitigen Text im Auftrag des Rates der EKD erstellt haben. Nach einer Studie aus dem vergangenen Jahr werden die vielen Ökumene-Dokumente zur Überwindung der Trennung von den Kirchenleitungen jedoch oft ignoriert.

Ökumenische Abendmahlsfeiern sorgen zur Zeit vor allem für Streit. Lange vor Beginn des ersten Ökumenischen Kirchentags vom 28. Mai bis 1. Juni in Berlin gibt es Irritationen um eine geplante inoffizielle Mahlfeier von katholischen Reformgruppen und protestantischen Christen. Der neue EKD-Text ist auch eine Reaktion auf Auseinandersetzungen um das «Feierabendmahl» nach einer modernen Liturgie auf dem Evangelischen Kirchentag in Frankfurt 2001. Sowohl Katholiken als auch Protestanten hatten damals einen würdelosen Umgang mit kirchlichen Traditionen kritisiert.

Das aktuelle EKD-Dokument «grenzt nicht ab», betont der Professor für Historische Theologie, Markschies im Blick auf den evangelisch-katholischen Zwist. Es soll auch nicht versucht werden, alte «Kontroversen aufzuwärmen», sagte der Theologe dem epd. Vielmehr wird bei Katholiken für das evangelische Abendmahlsverständnis geworben. Dies soll die Diskussion beleben. Zudem führe eine bewusstere Abendmahlspraxis in der evangelischen Kirche auch zu Fortschritten in der Ökumene, heißt es in dem Buch.

Die EKD mahnt zugleich zur Geduld. Der Streit um die Abendmahlspraxis war einer der Gründe für die Spaltung der abendländischen Christenheit, erinnert Kock. Auch die Reformatoren im 16. Jahrhundert waren sich über das Verständnis des Altarsakraments nicht grün. Erst 1973 - fast 500 Jahre nach Beginn der Reformation - einigten sich die reformatorischen Kirchen in Europa auf eine Abendmahlsgemeinschaft. Bis dahin gingen lutherische und reformierte Christen meist getrennt zum «Tisch des Herrn».

Das EKD-Papier beklagt auch einen «religiösen Bildungsverfall» in der Gesellschaft. Traditionelle Formeln, Rituale und Lieder zum Abendmahl werden auch von Gottesdienstbesuchern oft nicht mehr verstanden - etwa die Rede von Brot und Wein als Fleisch und Blut Christi oder vom Tod Jesu als «Opfer». Hier will die evangelische Kirche mit ihrem Text zeitgemäß übersetzen.