Vom Arbeiterkind zum Präses der rheinischen Kirche

Nikolaus Schneider tritt Nachfolge von Manfred Kock an

Von Ingo Lehnick (epd)

Bad Neuenahr (epd). Die Erleichterung stand Nikolaus Schneider ins Gesicht geschrieben: Mit 120 Stimmen, nur eine mehr als erforderlich, wurde der 55-jährige Theologe am Donnerstag in Bad Neuenahr zum künftigen Präses der rheinischen Kirche gewählt. Er wolle sich für einen «achtsamen Umgang mit den Menschen» einsetzen, sagte er nach seiner Wahl. Die Kirche müsse sich «von der Leidenschaft Gottes für die Schwachen» leiten lassen.

Diese Worte sind Programm für «Niko» Schneider, wie der bisherige Stellvertreter von Präses Manfred Kock von vielen liebevoll genannt wird. Wenn es um die gerechte Sache geht, ist er in seinem Element: Der ehemalige Moerser Superintendent beklagt des Öfteren markig die Unkultur des Egoismus. Auch ließ er sich von seinen theologischen Ämtern nicht verbiegen, sondern blieb sich selbst treu.

Er wolle den pastoralen Ton der Kirche vermeiden und die Sprache der Arbeiter finden, sagte Schneider bei seiner Ordination 1976. Dass er sich auch für die Arbeiter einsetzt, machte er damals als Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen deutlich: Ohne Wenn und Aber stellte er sich an die Seite der Stahlarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze bei Krupp kämpften.

Auch für die Bergleute, die um den Fortbestand der Zechen am Niederrhein bangten, setzte sich der selbst aus einer Duisburger Stahlarbeiterfamilie stammende Theologe immer wieder ein. Er trug in der vom Strukturwandel erschütterten Region zum Aufbau des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) bei.

Schon zu Studienzeiten stand für den Anhänger Karl Barths die Sozialethik im Mittelpunkt. Wirtschaftskenntnisse erwarb er sich unter anderem durch vier Semester Volkswirtschaftslehre. Wegen seines Einsatzes für die Belange von Arbeitnehmern und Arbeitslosen erhielt der Vater von drei Töchtern die Hans-Böckler-Medaille des DGB.

Schneider studierte Theologie in Wuppertal, Göttingen und Münster, wo er auch sein Vikariat machte. Im Jahr 1976 trat er seine erste Pfarrstelle in der Rheinhausener Erlöserkirche an. Acht Jahre später wurde er Diakoniepfarrer im Kirchenkreis Moers, 1987 wählte die Kreissynode den damals 39-Jährigen zum Superintendenten. Seit 1997 hat er als erster das Amt des theologischen Vizepräses im Düsseldorfer Landeskirchenamt inne, wo er für die mehr als 2.000 Theologen der rheinischen Kirche zuständig ist.

Der christliche Glaube darf nach Ansicht Schneiders nicht nur eine persönliche Überzeugung sein, sondern muss im Leben konkret werden. Daher solle die Kirche so zum Glauben einladen, «dass die Menschen verstehen, was das für ihren Alltag bedeutet», sagte er nach seiner Wahl.