“Reli” als unverzichtbarer Bildungsauftrag

Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Religionsunterricht

von K.Rüdiger Durth

Bad Neuenahr (idea). “Religionsunterricht gehört unverzichtbar zum Bildungsauftrag der Schule”, hat Präses Manfred Kock der vom 5. bis 11. Januar in Bad Neuenahr tagenden Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland eingeschärft und hinzugefügt: “Der Ausfall von Religionsunterricht kann uns nicht gleichgültig sein.” Zwar sei Unterrichtsausfall ein allgemeines Phänomen in den Schulen, aber evangelische und katholische Religionslehre seien die Fächer, die am meisten betroffen seien. Für den ranghöchsten Geistlichen der rund drei Millionen rheinischen Protestanten ist das ein unhaltbarer Zustand.

Vor diesem Hintergrund liegt der Synode ein “Positionspapier der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Evangelischen Religionsunterricht” vor, das allgemeine Zustimmung findet – zumal man im Kirchenparlament die große Sorge hat, daß durch eine weitere Ausdünnung dieses Unterrichts die religiöse Sozialisation immer weiter abnimmt. In zahlreichen Schulen, auch der alten Bundesrepublik Deutschland, wird es immer schwieriger, aufgrund der hohen Zahlen konfessionsloser und muslimischer Schüler überhaupt noch ausreichend große Klassen für den Religionsunterricht zusammenzustellen.

Gegen “ökumenischen Religionsunterricht”

Außerdem bläst den Kirchen der Wind des Zeitgeistes entgegen: Nicht wenige Politiker wünschen sich wie in Brandenburg ein Pflichtfach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER), andere bevorzugen einen neutralen Werteunterricht mit dem Schwerpunkt “Praktische Philosophie” (in Nordrhein-Westfalen für Schüler, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen) oder einen ökumenischen Religionsunterricht. Dazu hält das rheinische Positionspapier, das die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Religionsunterrichts lenken will, fest: “Das Christentum gibt es nur in seinen konfessionellen Ausprägungen.” Konfessionalität wird begründet “aus der Einheit von Glaubensinhalt und Glaubensleben in der Gemeinde, im Bekenntnis und gelebten Glaubenszeugnis, in der Liturgie und Diakonie.”

Evangelischer Religionsunterricht will nach dem Willen der rheinischen Synode nicht nur über Religion und christlichen Glauben informieren. Er will auch dazu helfen, die Deutung von Wirklichkeit aus religiöser Perspektive und eine entsprechende Lebensgestaltung zu vermitteln. So sind im Religionsunterricht auch persönliche Glaubensentscheidungen möglich. Dieser Unterricht, so das Positionspapier, ist offen für alle Schüler. Zugleich sucht er die Kooperation mit anderen Fächern, insbesondere mit dem katholischen Religionsunterricht. Er ist bereit zum ökumenischen, interkonfessionellen und interreligiösen Dialog.

Das Schulleben bereichern

Ferner nennt das Positionspapier folgende Argumente für den Religionsunterricht: Er bereichert das Schulleben durch Gestaltung von Feiern und Festen zusammen mit dem Schulgottesdienst. Darüber hinaus sind die schulnahe Jugendarbeit und die Angebote der kirchlichen Jugendhilfe “verläßliche Partner” für schulische Angebote. Auch kann der Evangelische Religionsunterricht zu vertieftem Verstehen der Grundlagen des eigenen Glaubens und der religiösen Praxis führen. Im Prozeß der Selbstfindung und Selbstvergewisserung fördert der konfessionelle Religionsunterricht die selbständige und erfahrungsbezogene Aneignung von konfessionellen Standpunkten und die Auseinandersetzung mit ihnen.