"Lutherkanzel" kehrt in Wittenberger Museum zurück

Wittenberg (epd). Der langjährige Streit um den Standort der rund 500 Jahre alten "Lutherkanzel" ist offenbar beigelegt. Die Predigtkanzel des Reformators Martin Luther (1483-1546) werde mit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung am 6. März 2003 wieder im Wittenberger "Lutherhaus" zu sehen sein, sagte der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein, vor Journalisten in Wittenberg. Der Abschluss eines neuen Leihvertrages mit der evangelischen Stadtkirchengemeinde als Eigentümerin der Kanzel sei für den kommenden Monat geplant. Grundlage für die Einigung ist Rhein zufolge die Zusage der Stiftung, das historische Kunstwerk innerhalb der Ausstellung so zu präsentieren, dass der ursprüngliche Standort der Kanzel, die Stadtkirche St. Marien, deutlich wird. Die Ende des 15. Jahrhunderts angefertigte, hölzerne Kanzel wurde Mitte des 19. Jahrhunderts an das Wohnhaus Luthers, dem späteren Museum, ausgeliehen. 1983 kündigte die Gemeinde erstmals den Leihvertrag, weil sie die Kanzel in einen "falschen Kontext" gerückt sah. Der dann im selben Jahr wieder erneuerte Vertrag wurde 2001 im Zuge des Umbaus des Museums wiederum aufgelöst, Mitte dieses Jahres jedoch bis Ende Januar 2003 verlängert. Zurzeit ist die Kanzel im Wittenberger Historischen Rathaus zu sehen. Nach der Wiedereröffnung des für fünf Millionen Euro sanierten Museums "Lutherhalle" als "Lutherhaus" im Oktober wird gegenwärtig die neue Ausstellung eingerichtet. Auf einer von 800 auf 1.800 Quadratmeter vergrößerten Ausstellungsfläche sollen ab März 2003 rund 1.000, bis zu 600 Jahre alte Originalexponate gezeigt werden, darunter eine Kutte und ein Trinkbecher von Luther. Thematisch dargestellt werden soll insbesondere die Alltagswelt der Familie Luther, die Wirkungsgeschichte seiner Lehre und die Auswirkungen der Reformation und der Erfindung des Buchdrucks. Für die neue Ausstellung sind Kosten in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Das Gebäude, in dem Luther rund 40 Jahre gelebt hat, ist seit 1883 Museum. Dessen gesamter Fundus besteht nach Angaben der Stiftung Luthergedenkstätten aus 20.000 Drucken, 15.000 Grafiken, 8.000 Handschriften sowie 3.000 Münzen und Medaillen. Zur Stiftung gehören neben dem "Lutherhaus" und dem Wittenberger "Melanchthonhaus" auch das Geburtshaus und das Sterbehaus Luthers in Eisleben. Die Museen gehören seit 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO.