Diakonie-Präsident: Sozialpolitik nicht unnötig schlecht reden

München (epd). Der Präsident des Diakonischen Werks der evangelischen Kirche, Jürgen Gohde, hat vor zu viel Pessimismus in der Sozialpolitik gewarnt. Die Situation werde von vielen derartig schlecht geredet, «dass man meint, die deutsche Sozialpolitik stehe am Abgrund», sagte Gohde in einem Interview der in München erscheinenden «Süddeutschen Zeitung» vom Samstag.  In Umfragen gehe die Mehrzahl der Befragten davon aus, im Alter pflegebedürftig zu werden, fügte Gohde hinzu: «Das prägt die Menschen.» Tatsächlich betreffe dies nur fünf Prozent der Alten. Viele Menschen hätten auch davor Angst, dass sie keine vernünftigen Renten mehr bekommen.  Es gehöre heute zum guten Ton zu sagen, dass der Wohlfahrtstaat zur Belastung geworden ist, so Gohde weiter. «Das halte ich für falsch.» Wer bei den Leuten Grundängste hervorrufe, nehme ihnen die Bereitschaft, sich zu ändern. Es fehle in der Politik der Mut, Strategien zu entwickeln, die den Sozialstaat zukunftsfähig machen.  Dies bedeute allerdings nicht, dass die Diakonie nicht weiter dagegen protestieren wird, wenn etwa die Arbeitslosenhilfe gekürzt oder die Familien weiter belastet werden. «Aber wir müssen populistischen Protest und sachlichen Widerspruch unterscheiden», betonte Gohde.