Kirche und Grimme-Institut warnen vor Leichensektion im Fernsehen

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das Adolf Grimme Institut haben an die Fernsehsender appelliert, die vom Anatom Gunter von Hagens geplante Leichensektion nicht zu übertragen.
Das geplante «Leichenspektakel» des Mediziners gehe auf Kosten der Würde der Toten, erklärten der EKD-Rundfunkbeauftragte Bernd Merz und der Geschäftsführer des Grimme-Instituts, Bernd Gäbler, in einem am Dienstag in Hannover veröffentlichten Brief an die Sender.

Hagens hatte für das kommende Frühjahr eine Leichenöffnung in München angekündigt. Das mediale Umfeld mache den entscheidenden Unterschied zwischen der wissenschaftlichen Sektion einer Leiche und einem «Leichenspektakel» aus, so Merz und Gäbler an die Indentanten und Programmgeschäftsführer aller deutschen Sender.

Es gehe nicht um Wissenschaft und Aufklärung, sondern um die Inszenierung eines «Medien-Hypes», heißt es in dem Brief weiter. Zugleich werden die Sender darum gebeten, die Berichterstattung auf das journalistisch noch vertretbare Mindestmaß zu beschränken. Bilder der Sektion selbst dürften nicht ausgestrahlt werden.

In London hatte von Hagens mit seiner öffentlichen Autopsie eines 72-jährigen Deutschen kürzlich international heftige Diskussionen ausgelöst. Er ist zugleich Initiator der umstrittenen Ausstellung «Körperwelten», die zurzeit in London gezeigt wird. Sie ist von Februar bis März 2003 in München zu sehen. Das Adolf Grimme Institut versteht sich als «Medienwächter». (11680/17.12.02)