EKD-Auslandsbischof Koppe ruft Islam zu Dialog über Gewalt auf

Frankfurt a.M. (epd). Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe, hat den Islam zum Dialog über den Zusammenhang von Gewalt und Gerechtigkeit aufgerufen. Das Gespräch zwischen den Religionen und Kulturen müsse erst noch geführt werden, schrieb Koppe in einem Beitrag für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Mittwochausgabe). Er antwortete auf Ausführungen von Sajid Mohammed Tantawi, Großscheich der Kairoer Moschee und Universität al-Azhar. Zu den Selbstmordattentaten von Palästinensern erklärte Koppe, das christliche Verständnis vom Märtyrertod sei völlig anders als im Islam. Der Tod eines Märtyrers werde nach christlicher Auffassung niemals durch ihn selbst herbeigeführt. «Ein Märtyrer instrumentalisiert sich auch nicht selbst als lebendige Waffe, die andere tötet, sondern er wird um der Nachfolge Christi willen verfolgt und getötet», so Koppe. Ganz anders hatte Großscheich Tantawi in der Zeitung vom 30. November argumentiert, in der er das Töten unschuldiger Menschen verurteilt: «Wer sich aber inmitten von Soldaten, die ihn töten wollen, oder inmitten einer Armee, die seine Heimat vergewaltigt, in die Luft sprengt, ist ein Märtyrer.» Bischof Koppe unterstrich weiter, dass die christliche Ethik heute kaum noch vom «gerechten Krieg», sondern meist vom «gerechten Frieden» spreche. Gewaltanwendung sei als «ultima ratio» (äußerstes Mittel) nicht grundsätzlich ausgeschlossen. «Aber Kriege gelten weder als gerecht noch als heilig, sondern als unter ganz bestimmten Umständen notwendige Übel, die den Handelnden unvermeidlich in  Schuld verstricken, so dass er ganz und gar auf Vergebung angewiesen ist», betonte er.