Theologe warnt vor «Zerrbildern» im Orthodoxie-Streit

Hannover (epd). Der orthodoxe Theologieprofessor Peter Bouteneff (New York) hat in der Debatte über die weitere Mitarbeit der orthodoxen Kirchen im Weltkirchenrat vor «Zerrbildern» gewarnt. So sei es etwa falsch zu sagen, ökumenisch Gottesdienst zu feiern sei nach den jüngsten Beschlüssen nicht mehr möglich, sagte er dem in Hannover erscheinenden Informationsdienst der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).  Es gehe den Orthodoxen nicht um mehr Macht im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), so Bouteneff. In diesem Zusammenhang bedauerte der orthodoxe Theologe den Rücktritt der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann aus dem ÖRK-Zentralausschuss im September. Dies sei ein «echter und gleichzeitig ein trauriger Verlust».  Allerdings habe Käßmann die Empfehlungen der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im ÖRK zum Gottesdienst missverstanden, so Bouteneff. Das geistliche Leben des Rates von 342 Kirchen in über 120 Ländern werde dadurch nicht auf ein Minimum zurückgedrängt. Bouteneff von der Orthodoxen Kirche in Amerika war Berater der Kommission.  Bei der Zentralausschuss-Sitzung hatte es Anfang September Streit zwischen den orthodoxen und protestantischen Kirchen gegeben. Die Orthodoxen hatten durchgesetzt, dass keine gemeinsamen interkonfessionellen Gottesdienste mehr gefeiert werden, sondern nur noch gemeinsame Gebete in Form einer Andacht gesprochen werden dürfen. Käßmann hatte daraufhin ihren Sitz im Zentralausschuss unter Protest niedergelegt.