Experten: Ehrenamtliches Engagement trotz schlechter Lage ungebrochen

Berlin (epd). Die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement ist nach Meinung von Experten trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland ungebrochen. Es sei jedoch wichtig, dass die Politik die Vision dieser Menschen unterstütze, im Land lasse sich etwas verändern, sagte Thomas Niermann vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband am Montag in Berlin anlässlich einer Tagung zu Freiwilligenagenturen.

Der Staat könne bürgerschaftliches Engagement nicht verordnen, müsse aber Anreize dafür schaffen, betonte auch Ludwin Vogel von der Staatskanzlei des Saarlandes, der für Freiwilligenagenturen im Saarland zuständig ist. Die «Gesamtsituation» sei derzeit jedoch nicht besonders gut geeignet, ehrenamtliches Engagement zu fördern. Nach Ansicht von Erik Rahn von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen dürfen sich Ehrenamtliche nicht als «Lückenbüßer für wegbrechende soziale Strukturen» fühlen.

Ein zurückgehendes bürgerschaftliches Engagement beobachten die Verbände hingegen bei Unternehmen. Ohnehin stecke dieser Ansatz in Deutschland noch in den Kinderschuhen, berichtete Rahn. Noch vor zwei Jahren sei mehr Bereitschaft vorhanden gewesen. So habe Siemens in München Mitarbeiter für den Bau eines öffentlichen Spielplatzes frei gestellt. Seit sich die wirtschaftliche Lage verschlechtere, nehme die Zahl solcher Projekte ab, berichteten Verbandsvertreter. Hohe bürokratische Hürden behinderten das Engagement zusätzlich, sagte Vogel.

Als «Schlüsselelement» zur Entwicklung einer Bürgergesellschaft betrachteten die Experten übereinstimmend Freiwilligenagenturen, die sowohl ehrenamtliche Tätigkeiten vermitteln als auch Freiwillige und Vereine beraten. Ein Drittel der Bevölkerung sei bereits ehrenamtlich aktiv, ein weiteres Drittel lasse sich Umfragen zufolge motivieren, sagte Gabriele Göhring vom Deutschen Caritasverband. Ohne öffentliche Grundfinanzierung gelinge der Aufbau von Freiwilligenagenturen jedoch nicht.