Bischof Kreß wünscht sich unter Christen mehr “Liebe zur Kirche”

“Wir sehen die Runzeln der Kirche viel deutlicher als ihre erstaunlichen Schönheiten”
D r e s d e n (idea) – Der sächsische Landesbischof Volker Kreß (Dresden) wünscht sich unter Christen mehr “Liebe zur Kirche”. Der Mangel an Identifikation mit der Kirche als Körperschaft sei nicht nur ein Problem in der Pfarrer- und Mitarbeiterschaft, sondern auch unter “vielen sehr engagierten Ehrenamtlichen”, sagte Kreß vor der Landessynode, die vom 15. bis 18. November in Dresden tagte. Die eigene Gemeinde stehe hoch im Kurs. In ihr werde Kirche er- und gelebt. Kirche als übergreifende Institution könne aber nicht mit “sonderlich viel Sympathie” rechnen. “Die Konzentration auf die Gemeinde wie die Ablehnung des Institutionellen tut uns auf die Dauer nicht gut”, warnte der Bischof. Die Christen in der DDR hätten in 40 Jahren kommunistischer Diktatur Kirche immer als eine “Geborgenheit gebende Heimat” erlebt. Das habe Kritik nie ausgeschlossen. Aber sie sei immer verbunden gewesen “mit selbstverständlicher Bejahung einer übergreifenden Gemeinsamkeit”. Kreß zufolge fehlt weithin “ein natürliches, gesundes und liebevolles Empfinden für das, was wir eben ‚die Kirche’ nennen”.

Die Runzeln der Kirche sehen wir deutlicher als ihre Schönheit

Viel zu selten spreche man von der Kirche in frohen und dankbaren Tönen. “Die Runzeln der Kirche sehen wir deutlicher als ihre erstaunlichen Schönheiten.” Viele von denen, die sich über Kirche am lautesten ärgerten, seien “nachweislich bemerkenswerte Individualisten”. Damit Christen “unsere Kirche lieb haben”, müssten die Entscheidungen der leitenden kirchlichen Repräsentanten und Gremien transparent und vermittelbar sein. Außerdem bedürfe es einer “großen Geduld des Miteinander-Sprechens”. Von der kirchlichen Basis wünscht sich Kreß “eine ehrliche Ahnung davon, was es bedeutet, Gesamtverantwortung tragen zu müssen”.

Kirche besorgt über schlechten Bildungsstand der Schüler

In einer Erklärung äußerte sich die Synode “mit großer Sorge” zu den Ergebnissen der Pisa-Studie. Sie hatte ergeben, dass deutsche Schülerleistungen im internationalen Vergleich schlechter als der Durchschnitt sind. “Bildung muss wieder ein breites gesellschaftliches Anliegen werden”, fordert die Synode. Man bekenne sich dazu, Leistung in der Schule zu fordern. Wichtig sei es aber auch, soziale Kompetenz zu vermitteln und Antwort auf Sinnfragen zu geben. Die Synode fordert dazu auf, Schulen mehr Freiheit in ihrer Selbstorganisation zu gewähren und Vielfalt in der Bildungslandschaft als unverzichtbar anzusehen. An den Gesetzgeber wird appelliert, die Anerkennungsfrist für Schulen in freier Trägerschaft wieder auf zwei Jahre zu senken. Nach dem sächsischen Schulgesetz muss sich eine Schule vier Jahre frei finanzieren, bevor sie staatlich anerkannt wird. Abschließend heißt es: “Kirchliche Schulen wollen und können in guter Nachbarschaft und wohlverstandenem Wettbewerb zu staatlichen Schulen ihren Beitrag zu einer zukunftsfähigen Bildungslandschaft leisten.”

Sächsische Landeskirche erwartet leichtes Plus bei den Kirchensteuern

Der von der Synode verabschiedete Haushalt für 2003 hat ein Volumen von rund 153 Millionen Euro, 2,5 Prozent mehr als in diesem Jahr. Bei den Kirchensteuern erwartet die Landeskirche im kommenden Jahr Einnahmen von 62,9 Millionen Euro (plus 1,5 Millionen Euro). Die Flutkatastrophe in Sachsen hat nach Angaben des Landeskirchenamtes und des Diakonischen Werkes Schäden von insgesamt 24 Millionen Euro angerichtet. Zumindest im kirchengemeindlichen Bereich (Schaden 10,5 Millionen Euro) sei nicht mit Auswirkungen auf die Haushalte zu rechnen, da großzügige Spenden, die Unterstützung der EKD und eingeforderte Landesmittel einen Ausgleich wahrscheinlich machten.