Tacheles: "Ernstfall Irak: Durch Krieg zum Frieden?"

Hannover (sf). Tacheles – Talk am roten Tisch: die evangelische Talkshow am Dienstag, 26. November um 19.00 Uhr in der Marktkirche Hannover mit dem hessischen Kirchenpräsidenten Prof. Dr. Peter Steinacker, dem Journalisten Prof. Peter Scholl-Latour, dem Grünen-Politiker Christian Ströbele, dem früheren Blauhelmgeneral Manfred Eisele und dem Sicherheitsexperten Andrew Denison.

Die Vereinigten Staaten rüsten zum Krieg gegen den Irak - ihr Ziel: den Diktator Saddam Hussein zu stürzen, dem Militärs die Hochrüstung mit biologischen, chemischen und möglicherweise selbst mit Atomwaffen nachsagen. Ist die Völkergemeinschaft gefragt, um mit Gewalt ein Zündeln im Nahen Osten zu verhindern? Oder verstößt der geplante Präventivkrieg gegen Völkerrecht und Menschlichkeit?

Die Planung von Kriegseinsätzen gegen den Irak erschwere zivile Konfliktlösungen, kritisiert der Kirchenpräsident von Hessen-Nassau, Peter Steinacker. „Ich teile nicht das Weltbild der derzeitigen US-Regierung, die ganze Staaten und deren Völker in gut und böse unterteilt“, sagt Steinacker. Der US-amerikanische Sicherheitsexperte Andrew Denison hält einen Krieg für unausweichlich, falls Saddam Hussein keine umfassende Kontrolle seiner Waffenproduktionsstätten zulasse. Die Nachkriegsgeschichte Deutschlands habe gezeigt, dass es durchaus möglich sei, durch Krieg zu einem dauerhaften Frieden zu kommen. Der Grüne Hans-Christian Ströbele verurteilt die Irakpolitik der USA. Ein Krieg sei völkerrechtswidrig. Saddam Hussein sei zwar ein Diktator. „Aber es ist falsch und heuchlerisch, Krieg zu führen und so das Leben von Hunderttausenden zu riskieren.“ Peter Scholl-Latour kennt den Irak von vielen Reisen. „Ich bin sicher, dass es zu einem Angriff der USA kommt“, sagt der Veteran unter den Kriegsreportern. Er warnt, Saddam Hussein könne mit Raketenangriffen versuchen, Israel in diesen Krieg hineinzuziehen. Nach Ansicht von Generalmajor a.D. Manfred Eisele gehört Saddam Hussein auf die Anklagebank des Internationalen Strafgerichtshofs. „Belastendes Material gibt es genug“, so der ehemalige Koordinator für Blauhelmeinsätze und heutige Berater von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Ein Militärschlag aber bedürfe des Mandats der Vereinten Nationen. Im Einzelinterview schildert Prof. Dr. Kadhim Habib, ehemals irakischer Minister, warum er vor Saddam Hussein floh und jetzt auf einen friedlichen Umbruch im Irak hofft. Clemens Ronnefeldt vom deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes, berichtet von seinen humanitären Irakreisen und dem Versuch einer „Bürgerdiplomatie“.

Es moderieren Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Rundfunkreferat)

TV-Hinweis: Phoenix, der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, überträgt die Debatte am Mittwoch, 27. November, von 16.30 bis 18.00 Uhr, und am Samstag, 4. Januar 2003, 22.15 bis 23.15 Uhr.