Die künftige Kirchensteuerentwicklung ist kaum einzuschätzen

Timmendorfer Strand (idea). Die künftige Entwicklung des Kirchensteueraufkommens ist aufgrund der konjunkturellen Lage und der unüberschaubaren Finanzpolitik nach Aussagen von Finanzexperten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kaum einzuschätzen. “Wer eine vernünftige Prognose liefern könnte, hätte den Nobelpreis für Voraussicht verdient", sagte der Vorsitzende des Haushaltausschusse der EKD, Rainer Meusel (Neuss), vor Journalisten bei der EKD-Synode in Timmendorfer Strand. Auch die finanziellen Vorteile für die Kirchen durch das Verschieben der Steuerreform um ein Jahr seien schlecht einzuschätzen; frühestens im Januar könne man eine Voraussicht wagen. Die daraus resultierenden nicht eingeplanten Einkünfte sollen, wie vor dem “Kirchenparlament" berichtet wurde, in einen Fonds zur Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen im Ausland fließen. Die Kirchensteuer beträgt neun Prozent der Lohn- bzw. Einkommenssteuer der Kirchenmitglieder. Durch diese Koppelung schlägt sich die Konjunktur automatisch in den Kirchenkassen nieder. Das evangelische Kirchensteueraufkommen lag im Jahr 2001 um etwa 3,9 Prozent niedriger als im Vorjahr. Damals hatten die Finanzämter von den knapp 27 Millionen Kirchenmitgliedern 8,3 Milliarden Mark (über vier Milliarden Euro) an Kirchensteuer eingezogen. In diesem Jahr wird sich das Aufkommen nur unwesentlich verändern. Der Rückgang im Vorjahr ist, so Meusel wörtlich, “mit Sicherheit nicht das Ende der Fahnenstange".

Bevölkerungsrückgang schlägt sich stärker nieder als Austritte

Wie der hannoversche Kirchenamtspräsident Eckhart von Vietinghoff, der dem Rat der EKD angehört, erläuterte, spielt beim Rückgang der Finanzen auch der Bevölkerungsschwund eine große Rolle. Er schlage stärker ins Kontor als die Kirchenaustritte, bundesweit in den evangelischen Kirchen etwa 190.000 pro Jahr bei etwa 60.000 Wiedereintritten. Die rund 3,2 Millionen Mitglieder zählende hannoversche Landeskirche rechne pro Jahr mit finanziellen Einbußen von rund einem Prozent aufgrund dieser Faktoren. Von Vietinghoff wies darauf hin, dass immer mehr Kirchengemeinden durch eigene Finanzierungen, etwa Fördervereine, ihre Dienste mittragen. So würden in seiner Landeskirche rund 30 Pfarrstellen durch solche Initiativen mitfinanziert.

Haushaltsvolumen der EKD bleibt gleich

Meusel und von Vietinghoff brachten im “Kirchenparlament" den Haushaltsentwurf der EKD für das Jahr 2003 ein. Das Volumen von 200,8 Millionen Euro liegt mit 0,24 Prozent nur unwesentlich unter dem des laufenden Jahres, Über die vergangenen sechs Jahre hat die EKD Einsparungen von rund 17 Prozent umsetzen müssen, unter Berücksichtigung der Kostensteigerungen betrug die Kürzungsquote rund 25 Prozent. Das Haushaltsvolumen ging in diesen Zeitraum um über 53 Millionen Euro zurück. Dabei ist es auch zu sozialverträglichen Personalreduzierungen gekommen. Der Haushalt der EKD speist sich vor allem aus einer Umlage der 24 EKD-Mitgliedskirchen.