EKD-Synode debattiert Kirchenreformpläne

Von Renate Kortheuer-Schüring

Timmendorfer Strand (epd). Wie der Protestantismus seine komplizierten Strukturen vereinfachen kann, beschäftigt seit Monaten exponierte Vertreter der evangelischen Kirche. Am Sonntagabend griff in Timmendorfer Strand die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Debatte auf. Nicht ohne Emotionen ging das ab, manch einer fand das Niveau eher «flach und uninformiert». Aber: Das Thema brannte auf den Nägeln. Deutlich wurde dabei, dass sich etwas bewegt hat und Veränderungen nicht mehr aufzuhalten sind.

Kern der Reformpläne, die der Präsident des hannoverschen Landeskirchenamts, Eckhart von Vietinghoff, zu Beginn des Jahres vorgelegt hatte, ist die Abschaffung der kirchlichen Zusammenschlüsse von Lutheranern, Reformierten und Unierten. Diese Kirchenbünde sollen als Konvente innerhalb einer gestärkten EKD weiter bestehen.

Das Echo auf diesen Reformimpuls fiel auf der Synode höchst unterschiedlich aus. Nur eins scheint sicher, wie der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und sächsische Landesbischof Volker Kreß, ein Lutheraner, feststellte: «Der Prozess ist im Fluss. Es wird sich etwas verändern müssen.»

Bei den Kirchen, die sich in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zusammengeschlossen haben, ergibt sich ein durchaus differenziertes Bild. So sprach sich etwa die EKD-Synodale Elisabeth Lingner, zugleich Synodenpräsidentin der lutherischen nordelbischen Landeskirche, vehement für die angestrebten Reformen aus. «Wir geben keine Grundposition des Bekenntnisses auf», so Lingner. Es gehe nicht darum eine zentralistische EKD-Struktur zu stärken, sondern das protestantische Profil zu schärfen. Dies sei dringend nötig.

Die Frage des unterschiedlichen Bekenntnisses (lutherisch oder reformiert) wurde immer wieder als Argument gegen den Abbau der konfessionellen Bünde ins Feld geführt. So betonte Werner Führer von der schaumburg-lippischen Landeskirche, die VELKD mit ihrer jahrhundertealten Bekenntnissammlung stehe «als Kirche nicht zur Disposition, sie ist als Kirche unaufgebbar».

Am Rande der Synode wurden allerdings auch von lutherischer Seite Überlegungen geäußert, wie die zukünftige Gestalt aussehen könnte. So könnte die VELKD, die sich Reformen grundsätzlich nicht verschließen will, bestimmte rechtliche Aufgaben wie etwa das Pfarrerdienstrecht der EKD übertragen, aber ihre theologischen Kompentenzbereiche (Ausbildung) selbst weiterführen.

Von Seiten der Reformierten gab es deutliche Unterstützung für die Reformvorschläge. Der Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche, Walter Herrenbrück, rief eindringlich dazu auf, stärker auf das Gemeinsame zu sehen. «Wir wollen erst evangelisch sein, und dann reformiert, lutherisch oder uniert.»

Zurückhaltend präsentierte sich der Rat der EKD, um nicht den Eindruck zu erwecken, bei der Debatte werde gewissermaßen in die eigene Tasche gewirtschaftet. Allerdings gab es auf den Fluren auch Stimmen, die eine Stellungnahme der Rates vermissten - zumal es gehäuft «persönliche» Erklärungen gebe. Auf der Kirchenkonferenz, der Versammlung der Leitungen aller 24 Landeskirchen, soll im Dezember ein Ausschuss für die Strukturreform gebildet werden. Und die Landeskirchen sind am Zug.