EKD fordert soziale Gerechtigkeit für Familien

H a n n o v e r (idea) – Die EKD hat die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit für Familien mit Kindern angemahnt. Notwendig seien umfangreichere Betreuungsangebote für Kinder, ein gerechter Familienlastenausgleich sowie eine Alterssicherung, in der Erziehung und Pflege genauso anerkannt werden wie Erwerbsarbeit. Das sind zentrale Forderungen in einer familienpolitischen Stellungnahme des Rates der EKD, die am 10. Oktober in Hannover veröffentlicht wird. Familien mit Kindern seien im Vergleich zu Alleinstehenden und kinderlosen Paaren über Gebühr belastet: “Ein Familienlastenausgleich ist ein Gebot der Bedarfsgerechtigkeit.” Nach Ansicht der EKD muß die Vermeidung von Armut ein Schwerpunkt künftiger Familienpolitik sein. Notwendig sei ein existenzsicherndes Kindergeld: “Keine Familie soll, nur weil sie für Kinder zu sorgen hat, auf den Bezug von Sozialhilfe angewiesen sein.” Zugleich fordert die Kirche eine bessere Infrastruktur für Familien, damit Eltern Erwerbs- und Familientätigkeit miteinander verbinden können. Dazu müsse ein ausreichendes Angebot an Ganztagsplätzen in Kindergärten gehören, auch für Kinder unter drei Jahren. Erforderlich sei auch ein bedarfsgerechtes Angebot von Ganztagsschulen in allen Schulformen. Die außerfamiliäre Tagesbetreuung trage zur Chancengleichheit und Integration von Kindern aus “belasteten Familien” und ausländischen Familien bei. Die EKD tritt ferner für eine familienfreundlichere Berufswelt ein, etwa durch ein entsprechendes Angebot an Teilzeitstellen und eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit. Im Blick auf die Alterssicherung heißt es: “Familientätigkeit wie Kindererziehung und Pflege von Angehörigen sind dabei in der Bewertung der Erwerbstätigkeit gleichzustellen.” Im Vorwort unterstreicht der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Manfred Kock (Düsseldorf), die gesellschaftliche Bedeutung der Familie: “Kinder und Erwachsene brauchen die Familie als Ort verläßlicher Beziehungen, als Lern- und Übungsfelder für soziales Verhalten, wo Hilfsbereitschaft erfahren wird und unbedingtes Füreinander-Dasein sich bewährt.”

Kinderlosigkeit und Scheidungszahlen nehmen zu - EKD: Ehe und Familie gute Gaben Gottes

In dem Papier wird darauf hingewiesen, daß die Kinderlosigkeit in Deutschland seit den neunziger Jahren zunimmt. “So werden voraussichtlich mehr als 30 Prozent der westdeutschen Frauen und jede vierte ostdeutsche Frau des Jahrgangs 1965 kinderlos bleiben.” 40 Prozent der 35- bis 39jährigen westdeutschen Frauen mit Hochschulabschluß hätten keine Kinder gegenüber 21 Prozent der Frauen mit Hauptschulabschluß. Gleichzeitig stiegen die Scheidungs- und Trennungszahlen. Heute ende mehr als jede dritte Ehe mit einer Scheidung. Nach Schätzungen seien bis zu 15 Prozent der Kinder von Ehepaaren davon betroffen. Dennoch stünden bei jungen Menschen Familie und Kinder hoch im Kurs. 80 bis 90 Prozent wollten auf Dauer mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenleben, wenn auch nicht immer in Form einer Ehe. Die EKD setze sich für die Familie ein, denn “Ehe und Familie sind für den christlichen Glauben gute Gaben Gottes”. Die Stellungnahme wurde von einer zwölfköpfigen Arbeitsgruppe unter Vorsitz des Marburger Theologieprofessors Siegfried Keil erarbeitet. Vom Rat der EKD gehörte der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe dem Gremium an.