Experten fordern «Hartz-Kommission» für Gesundheitsreform

Berlin (epd). Zur Vorbereitung einer Gesundheitsreform haben Experten die Einrichtung einer der Hartz-Kommission ähnlichen Runde gefordert. Ebenso wie für die Arbeitsverwaltung müsse für das Gesundheitswesen «klipp und klar» gesagt werden, was notwendig sei, sagte der Leiter einer Expertenkommission der Bertelsmann- und der Hans-Böckler-Stiftung, Hermann Rappe, am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Die Experten forderten zugleich eine bessere betriebliche Gesundheitsvorsorge.

Ein massiver Umbau im Gesundheitswesen, insbesondere der Abbau von Krankenhausplätzen, sei auch deshalb notwendig, weil die Belastung von Ärzten und Pflegekräften extrem geworden sei, erläuterte der wissenschaftliche Leiter der Kommission, Professor Bernhard Badura. Neben Lehrern gehörten diese Berufsgruppen zu den gesundheitlich am stärksten gefährdeten. Die Einrichtung einer neuen «Hartz»-Kommission für eine Gesundheitsreform hatte auch der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftbundes, Michael Sommer, kürzlich gefordert.

Rappe, ehemaliger Vorsitzender der IG Chemie, schlug zudem Steuererleichterungen für Unternehmen vor, die betriebliche Gesundheitsvorsorge leisten. Nur solche Anreize könnten dazu führen, dass mehr Unternehmen als bislang in diesem Bereich aktiv würden. Es sei auch zu begrüßen, wenn Gesundheitsmanagement bei den Tarifvereinbarungen eine Rolle spiele.

Die Arbeitsunfähigkeit der Mitarbeiter sinke um ein Viertel, wenn sie Strukturen und Arbeitsabläufe mitbestimmen könnten, so ein Ergebnis der Kommission. Nach Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin belaufen sich die Kosten durch Fehlzeiten in Deutschland jährlich auf 35 Milliarden Euro.