Zwei Osnabrücker Pastoren bieten Seelsorge für Führungskräfte an

Von Martina Schwager (epd)

Osnabrück (epd). Am Anfang stand der Tod zweier Unternehmer. Einer nahm sich das Leben, einem setzte das Herz aus - mitten in der Insolvenz. «Wenn die jemanden zum Beichten gehabt hätten, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen», sagt Hans-Heinrich Frömbling aus Osnabrück. Er ist selbst Unternehmer - und er hat jemanden zum Beichten.  «Ihr von der Kirche müsst für uns ein spezielles Seelsorgeangebot machen.» Das war die Botschaft von Frömbling und seinen Kollegen im örtlichen Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer. Sie richtete sich an Peer-Detlev Schladebusch und Ralf Reuter, Gemeindepastoren in der Nähe von Osnabrück und Kenner wirtschaftlicher Zusammenhänge.  Schon vor ihrer Zeit als Pastoren haben sie sich in Seminaren und Lehrgängen fortgebildet, Kontakte zu Unternehmensbossen, Managern und Verwaltungschefs geknüpft. «Wir haben die Herausforderung angenommen, weil wir selbst spürten: Der Druck auf diese Leute wächst», sagt Reuter. Von Oktober an werden sie unter dem Titel «Spiritual Consulting» Seelsorge für Führungskräfte über das Internet anbieten (www.spiritual-consulting.de).  Schladebusch hat neben Theologie BWL studiert und Erfahrungen mit einem eigenen Versandunternehmen gesammelt. Das Laptop gehört für ihn schon jetzt zur Grundausstattung. «Ab Oktober werden wir es überallhin mitnehmen», sagt er. «Denn Seelsorge für Führungskräfte ist auch Notfallseelsorge.» Unterstützt werden die beiden vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.  «Sie hatten alles trainiert, nur nicht die Niederlage.» Diese Aussage, die eigentlich einem zusammengebrochenen Leistungssportler gilt, steht ganz oben auf der Internetseite. «Oft erst in der Niederlage, wenn der Betrieb am Ende ist und die Mitarbeiter auf der Straße stehen, wird Unternehmern und Managern bewusst, dass sie seelisch verkümmert sind», sagt Ralf Reuter trocken.  Im dunkelgrauen Zweireiher sitzt er im Büro seines Partners, die Beine locker übereinander geschlagen. «Und sie sind einsam - je höher die Stellung, desto einsamer. Ganz oben ist man stark, man spricht nicht über Ängste, man hat kein Mitleid, man fragt nicht nach dem Sinn all dessen - man braucht niemanden.»  Anonymität und Vertraulichkeit sind die obersten Gebote für die beiden Pastoren. Sie bieten persönliche und telefonische Kontakte, vertrauliche E-Mail-Adressen, Begleitung auf Zeit, Verabredung zu Einkehrtagen, persönliches Coaching oder Training in Gruppen. «Wir wissen, dass auch Chefs und Manager jemanden zum Reden brauchen.»  Hans-Heinrich Frömbling kann ein Lied davon singen. Er ist in der vierten Generation Chef des Unternehmens «Ihr Platz», einer Kette von Drogeriemärkten mit über 5.000 Mitarbeitern. Vor anderthalb Jahren waren es noch 1.000 mehr. Und ein Ende des Umsatzrückgangs und der Entlassungen ist nicht abzusehen. «Eine fatale Situation, in der ich mein eigenes Scheitern eingestehen muss», sagt er geradeheraus.  Er spricht laut und ohne Stocken, selbstbewusst, ein typischer Unternehmer eben. Aber er zeigt sich auch offen und verbindlich. Er sei froh, dass er die beiden Pastoren zum Beichten habe. «Wir haben schon stundenlang im Auto gesessen und geredet - einfach von Mensch zu Mensch geredet.» Frömbling betont jedes Wort. «Wenn man das nicht kann, geht alles den Bach runter.»  «Wer viel hat, muss viel geben. Wer viel kann, muss sich auch sozial engagieren» - ein weiteres Gebot von Reuter und Schladebusch. Sie spannen «ihre» Führungskräfte für soziale und kirchliche Aufgaben ein, vermitteln etwa Arbeitsplätze für Arbeitslose aus ihren Gemeinden. Hans-Heinrich Frömbling haben sie bis in den Kirchenkreistag gebracht. «Die Kirche braucht solches Know-how», betont Reuter.  Auch die beiden Pastoren geben viel. «Erst mal ist das jetzt quasi unser Hobby», sagt Schladebusch. Wenn die Nachfrage entsprechend sei, könnte sich vielleicht mal eine halbe Stelle ergeben. Die Seelsorge ist auch für Führungskräfte kostenlos. Lediglich für spezielle Seminare oder für das Coaching müssen sie ein Honorar zahlen. Das geben die Seelsorger dann aber an den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt weiter.