Kock plädiert für «soziale Marktwirtschaft im Weltmaßstab»

Frankfurt a.M. (epd). Der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, hat sich für eine «soziale Marktwirtschaft im Weltmaßstab» ausgesprochen. Die Globalisierung sei nicht grundsätzlich abzulehnen, sagte er am Donnerstag in Frankfurt beim Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer. «Eine Rückkehr zu abgeschotteten nationalen Ökonomien wäre unsinnig.»

Widerstand der Kirchen gebe es aber gegen eine Globalisierung, bei der «die Freiheit des Marktes zur obersten Maxime» werde, fügte Kock vor 100 Führungskräften der deutschen Wirtschaft hinzu. Durch nationalstaatliche und multinationale Regelungen müssten die Gewinner globaler Freiheit dafür gewonnen werden, «angemessene Beiträge für ökologische Nachhaltigkeit und für mehr soziale Gerechtigkeit zu leisten».

Die Unternehmen forderte Kock auf, solche Regelungen nicht als «zu bekämpfendes Übel» anzusehen, sondern als «notwendige Voraussetzung für erfolgreiches wirtschaftliches Handeln». Wer einen völlig freien Markt fordere, stelle sämtliche Werte und Regeln des menschlichen Miteinanders in Frage. Nur «mafiose und korrupte Systeme» könnten dies wollen.

Die UN-Konferenz von Johannesburg habe die globalen Probleme zwar benannt, sich aber nicht auf ein verbindliches Handeln verständigt, beklagte Kock. Dadurch sei ein «Glaubwürdigkeitsdefizit» der Politik sichtbar geworden, das die Kritiker der Globalisierung bestärke. Die Schutzzölle und Agrarsubventionen der EU bezeichnete Kock als «Skandal». Wer lautstark nach staatlicher Deregulierung rufe, dürfe nicht zugleich auf den eigenen Märkten Barrieren errichten.

Der 1966 gegründete Arbeitskreis ist ein Zusammenschluss evangelischer Persönlichkeiten, die als Unternehmer oder Führungskräfte in der Wirtschaft Verantwortung tragen.
(08352/12.9.02)