EKD-Ratsvorsitzender Kock warnt vor Krieg gegen den Irak

Düsseldorf (epd). Ein Angriff auf den Irak würde nach Einschätzung des EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock einen Rückschlag für den gesamten Mittleren Osten bedeuten. «Einen Krieg zu beginnen, nur um die irakische Regierung abzulösen, wäre eine Katastrophe, vor allem für die irakische Bevölkerung», sagte der rheinische Präses in einem epd-Interview in Düsseldorf.

Zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 zog der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine kritische Bilanz des Kampfes gegen den Terror. Ihm sei nicht klar, ob mit dem Militärschlag gegen Afghanistan die Kriegsziele erreicht worden seien, sagte er. Die Aktion habe dem Land «eine höchst ungewisse Ruhe verschafft». Zugleich kritisierte Kock, dass die für den Wiederaufbau zugesagte internationale Hilfe bisher nur zu einem Bruchteil in das Land geflossen sei.

Kock wandte sich gegen das von US-Präsident George W. Bush für den Anti-Terror-Kampf geprägte Wort von der «Achse des Bösen»: «Wir brauchen eine Achse des Friedens, damit der Wagen dieser Welt nicht immer schneller auf die chaotische Gewalt eines globalen Kriegs zu rast.» Er warnte davor, im Kampf gegen den Terror die Freiheit, die als verteidigenswert gelte, aufzugeben. «Eine maximale Sicherheit gegenüber dem Terrorismus gibt es nur in einem absoluten Polizeistaat, und den können wir nicht wollen», sagte Kock. «Deshalb müssen wir mit einem gewissen Risiko leben.»

Die Terrorakte vom 11. September hätten sich gegen eine westliche Gesellschaft gerichtet, die mit «jüdisch-christlicher Religion» identifiziert werde, sagte der Ratsvorsitzende weiter. Deshalb sei nun ein «offener, tiefer Dialog der Kulturen» nötig. Ein «Kampf der Kulturen» führe dagegen immer weiter in die Abgründe der Gewalt. Dieser Dialog müsse Zusammenleben und Kooperation ermöglichen. «Dazu bedarf es einer realen Sicht des Islam, nicht einer beschönigenden.»

In Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten nach Einschätzung Kocks der Dialog zwischen Christen und Muslimen weiter entwickelt. Das Gespräch werde allerdings dadurch beeinträchtigt, «dass man beim Islam nicht genau weiß, wer eigentlich für wen spricht». In der Bevölkerung gebe es auch eine «gewisse Skepsis» darüber, ob der Islam in der Bundesrepublik auf Dauer friedlich bleibe, fügte der Ratsvorsitzende hinzu. Auch aus dem Kreis säkularisierter Muslime werde gewarnt, radikale Kräfte in ihrer Religion zu unterschätzen.