Tacheles-Talk: Im Schatten der Geschichte?

Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber, Bundestagsvizepräsidentin Dr. Antje Vollmer, dem tschechischen Botschafter Dr. Boris Lazar, Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und der Zeitzeugin Ingeborg Neumeyer, am Dienstag, 20. August, 19.00 Uhr, Marktkirche Hannover.

Die tschechische Republik ist auf dem Weg in die Europäische Union - und damit brechen alte Wunden auf. Drei Millionen Sudetendeutsche mussten zum Ende des Zweiten Weltkrieges Haus und Hof verlassen. Ist ihre Vertreibung ein Hindernis für die Annäherung zwischen Deutschland und Tschechien? Wie kann Versöhnung erreicht werden?

Die Vertreibung der Sudetendeutschen 1945 war Unrecht, sagt der Berliner Bischof Wolfgang Huber. Die aktuelle Forderung an Tschechien aber, vor dem EU-Beitritt die Vertreibungsdekrete aufzuheben, sei „nicht hilfreich“.

„Die Frage nach einer Entschädigung für die Vertreibung ist ungelöst“, meint dagegen Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen. Die so genannten Benes-Dekrete, Grundlage der Vertreibung der Sudetendeutschen, müssten endlich aufgehoben werden.

Viele Deutsche würden leidenschaftlich fordern, dass Tschechien einsehen solle, im Unrecht zu sein, ärgert sich der tschechische Botschafter Boris Lazar. „Es ist für mich und für viele Tschechen sehr schwer, geduldig zu reagieren.“

Die Organisatoren der Vertreibung würden in Tschechien bis heute als Helden verehrt, „das ist unerträglich für mich“, sagt die Sudetendeutsche Ingeborg Neumeyer. Als 15-Jährige überlebte sie den „Todesmarsch von Brünn“ und musste Zwangsarbeit leisten. Sie fordert, endlich das Leid der Vertriebenen anzuerkennen.

1995 besuchte Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer als erste Grüne ein Treffen der Sudetendeutschen. Sie wurde ausgebuht und durfte nicht sprechen. „Ich wollte Offenheit. Damals, nach dem Krieg in Bosnien, gab es in der politischen Linken einen Schock, dass das Thema Vertreibung noch aktuell ist.“

Außerdem sind bei Tacheles zu Gast: Rainer Karlitschek. Der junge Sudetendeutsche setzt sich mit der Ackermann-Gemeinde, einer christlichen Vertriebenenorganisation, für die Aussöhnung von Tschechen und Deutschen ein. Der Historiker und Tschechienexperte Jan Pauer (Universität Bremen) glaubt, dass sich Deutsche und Tschechen ohne Vermittlung von außen in der Vertreibungsfrage nicht werden einigen können.

Es moderieren Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Rundfunkreferat)

TV-Hinweis: Die Debatte wird am Mittwoch, 21. August, von 16.30 bis 18.00 Uhr sowie am Samstag, 24. August, von 22.15 bis 23.15 Uhr auf Phoenix übertragen, dem Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF.

Wichtig: Hintergrundinformationen und Gastbeiträge zur Sendung sind im Internet zu lesen, dort wird auch bereits im Vorfeld der Sendung diskutiert. Ab dem 21. August ist dort der Talk am roten Tisch nachzulesen.