Seelsorge statt Starkicker-Kult - Kapelle «Auf Schalke»

Von Dirk Johnen (epd)

Gelsenkirchen (epd). Gebete für den Erfolg hat der FC Schalke 04 zur Zeit nicht unbedingt nötig. Dennoch gibt es in der vor einem Jahr eröffneten neuen Arena «Auf Schalke» eine eigene Kapelle. In Gelsenkirchen entstand damit Deutschlands einziges Fußballstadion mit Altar, Kreuz und Taufbecken. Das kleine Gotteshaus mitten im Ruhrgebiet ist zu einem Ort der Begegnung und auch der Ruhe geworden, berichtet der evangelische Pfarrer Hans-Joachim Dohm. Der 58-jährige Theologe ist selbst begeisterter Schalke-Fan, Vorsitzender des Ehrenrates des Fußballclubs und zugleich Stadion-Seelsorger. Rund 150 Taufen gab es bisher in der Arena-Kapelle, außerdem fanden hier über 20 Hochzeiten statt. Die meisten Elternpaare und Brautleute sind aber nicht Schalke-Fans. Kaum einer von ihnen besitzt eine Dauerkarte, weiß Dohm. «Es sind Menschen, die die Kirche suchen, aber an ihrem Heimatort noch keine Gemeinde gefunden haben.» Die Kapelle in der Arena «Auf Schalke» sei keine «magische Zauberbude», in der Fußballspieler oder Funktionäre vor Anpfiff Rituale beschwören, erläutert Dohm. Der 70 Quadratmeter große Raum ist auch kein Fußball-Tempel mit Pokalen und Trophäen in Vitrinen. Die Kapelle im Stadion-Keller in der Nähe der Spielerkabinen ist schlicht und modern gestaltet: Statt den Vereinsfarben blau und weiß dominieren schwarz und weiß. Seelsorge statt Starkicker-Kult lautet das Gebot. Dohm und sein katholischer Amtskollege Georg Rücker wollen hier für die Menschen da sein, sie begleiten, ihnen den Weg zur Kirche und zum Glauben öffnen. Die Kapelle steht jedem auf Wunsch offen, die Begegnung dort ist meist persönlicher als im Gemeindebüro oder in der Pfarrstube. Auf Schalke gehört Fußball zum Leben, doch ist Schalke keine Religion, sondern bestenfalls nur eine Ersatzreligion, betont der evangelische Pfarrer immer wieder. Ohne ein festes Fundament wäre das Leben wie die Spekulation an der Börse, meint Dohm. Auch Fußball-Profis gehen in die Kapelle, um dort zu beten und Ruhe zu finden. Die Namen verrät Dohm nicht. «Vor Gott sind alle Menschen gleich», deshalb sei es nicht wichtig, wer in die Kapelle kommt. Entscheidend sei, dass Schalke 04 die sozialdiakonische Arbeit der Kirche überlässt und sie finanziell unterstützt. Der Verein stellt dafür jährlich rund 250.000 Euro bereit. So betreut der Pfarrer nicht nur Rollstuhlfahrer und Behinderte bei Heimspielen in der Arena, sondern beantwortet auch die Briefe von Menschen mit Sorgen und Problemen, die beim Vorstand um Hilfe gebeten haben. Die Nähe von Sport und Stadion zu Industrie und Kirche hat im Ruhrgebiet lange Tradition. Kurz vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison laden Dohm und Rücker Fußballbegeisterte an diesem Donnerstag zu einem ökumenischen Gottesdienst in der Arena-Kapelle ein. Es ist der erste dieser Art, und auch Prominenz nimmt daran teil. Erwartet werden etwa Nationalspieler Gerald Asamoah, Sportreporter Manni Breuckmann sowie Schalke-Manager Rudi Assauer. Der Gottesdienst beginnt um 19 Uhr und steht unter dem Motto «Ein neues Ziel». Der FC Schalke 04 startet am Samstag in die neue Fußball-Saison mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg.