Thierse: Religion ist keine Privatsache

Düsseldorf (epd). Für Christen darf Religion nach Ansicht von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse keine Privatsache sein. «Es gibt eine gewisse Verpflichtung, die wir als Christenmenschen haben: Wie verhindern wir, dass unser Glaube nur privat ist - also öffentlich folgenlos», sagte der katholische SPD-Politiker am Montagabend in der Düsseldorfer Johanneskirche. Zugleich warnte er davor, religiöse Überzeugungen unreflektiert zur alleinigen Grundlage von Politik zu machen.

Das Verhältnis zwischen Glaube und Politik im Allgemeinen und dem Katholizismus und der Sozialdemokratie im Besonderen ist laut Thierse ein schwieriges. Während Politik «Tun des Vorletzten» sei und eine Partei nur Teil des Ganzen, strebe der Glaube universelle Gültigkeit an. «Es gibt eine Spannung zwischen der Radikalität des christlichen Auftrags zur Nächstenliebe einerseits und der Begrenztheit politischen Handeln andererseits», so der Bundestagspräsident.

Thierse stellte in Düsseldorf das von ihm herausgegebene Buch «Religion ist keine Privatsache» vor. Darin äußern sich Bischöfe, Theologen und katholische SPD-Politiker wie Georg Leber, Peter Glotz, Franz Müntefering, Ute Vogt und Hans-Jochen Vogel über Perspektiven einer wertebegründeten Politik. Der Titel ist eine Anspielung auf den Passus «Religion ist Privatsache» aus dem Erfurter Programm der SPD von 1891, mit dem die Partei Gläubigen den Zugang erleichtern wollte.