Luthers Ratschläge zur Bundestagswahl

Bonn (epd). Martin Luthers Ratschläge zur Bundestagswahl hat der Bonner Kirchenhistoriker Jörg Haustein aus seinen Archiven «rekonstruiert». In ein Luthergewand gekleidet schlug der evangelische Lutherforscher am Freitag in Bonn den «Sermon Martin Luthers an die Christen kurfürstlicher Residenzstadt zu Bonn» am Eingangsportal der Kreuzkirche an.

Der Luther-Sermon ruft die Wähler auf, genau hinzusehen, «wen du dir zur Obrigkeit kürest und ihm dein Macht auf vier Jahr verpfändest». Dabei warnt Hausteins Luther-Brief davor, sich «von Namen und Blendwerk» täuschen zu lassen: «Die Schwarzen nennen sich zwar christlich und sind's doch nicht immer.» Die «Roten» gäben vor, «die Sache des gemeinen Mannes zu führen», doch werde der jetzige Kanzler «oftmals an den Tischen der Großen gesehen».

Den «Grünen» wirft das Schreiben vor, zwar «weidlich» für die Schöpfung gestritten zu haben, «als sie keine Obrigkeit waren, jetzt aber, da sie die Macht geschmecket haben, sind sie oftmals biegsamer als ein Kammerjunker». Die «Blau-Gelben» schließlich riefen zwar immer «Freiheit, Freiheit», meinten damit aber nur «die Freiheit des Zinsnehmens, Geldscheffelns und den gemeinen Mann zu drücken». Der «Sermon Martin Luthers» kann im Internet abgerufen werden.

Er sei der Überzeugung, dass die «Kirchenväter» auch heute noch etwas zu sagen hätten, sagte Haustein dem epd. Luther habe immer die Scheinheiligkeit vermeintlich Großer enttarnt, Dinge auf den Punkt gebracht und zu einem aktiven Handeln ermuntert. Der Bonner evangelische Superintendent Eckart Wüster erklärte, die Aktion solle dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Das sei ein protestantisches Anliegen.