CDU-Kirchenexperte Kues: Union muss an Förderung der Ehe festhalten

Berlin (epd). Die katholische Kirche sollte sich nach Ansicht des Kirchenexperten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hermann Kues, nicht in einzelne politische Personalfragen einmischen. Im Streit um die CDU-Politikerin Katherina Reiche sei es jedoch für die Partei und die Kirchen wichtig, klar Position zu beziehen, sagte Kues am Montag in einem epd-Gespräch. Die Union müsse weiterhin an der Förderung von Ehe und Familie festhalten.  Kues hält es für falsch, über den Status von Reiche als unverheiratete Mutter zu diskutieren. Vielmehr müsse man über Ziele der Politik reden. Reiche, die im Wahlkampfteam von Kanzlerkandidat Edmund Stoiber für Familienpolitik zuständig ist, habe gesagt, dass sie Familie und Ehe unterstützen wolle. So stehe es auch im Wahlprogramm der Union. «Dass sie selbst ein anderes Modell lebt, ist Teil unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Das gibt es so auch in den Kirchen und Kirchengemeinden», sagte Kues, der auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist.  Denn die Ehe stehe in ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz auf der Kippe, so Kues. Der Staat müsse daher dauerhafte Beziehungen erleichtern. Wenn das Ehegattensplitting abgeschafft werde, werde der Ehe ein Stabilitätsfaktor entzogen. «Ich kenne keine andere Organisationsform, die zu mehr Verlässlichkeit führt», sagte Kues. Der Zusammenhang zwischen Ehe und Familie müsse weiter betont werden.  Nach Auffassung von Kues ist es notwendig, dass sich CDU und CSU mit ihrem Verhältnis zu den Kirchen auseinander setzen. «Wir müssen uns selbst fragen, was das C in unserem Namen in einer pluralen Gesellschaft bedeutet», meinte Kues. Das sei nicht nur Aufgabe der kirchlichen Amtsträger, sondern auch der Laien. Eine Partei, die das C im Namen trage, werde immer in einem Spannungsverhältnis zu den Kirchen stehen.  Seit einiger Zeit sei die Union einer «Zangenbewegung» ausgesetzt, sagte Kues. «Die einen sagen, in einer säkularisierten Welt passt das C ohnehin nicht mehr in den Namen einer Partei. Die anderen sagen, ihr geht viel zu viele Kompromisse ein, um in der pluralen Gesellschaft mehrheitsfähig zu sein.»  Die Berufung der brandenburgischen CDU-Politikerin Reiche, die unverheiratet ist und gerade ihr zweites Kind erwartet, in Stoibers Wahlkampfteam hatte in der Partei und der katholischen Kirche Kritik ausgelöst. Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hatte die Union aufgefordert, das C in ihrem Namen zu streichen. Reiche kündigte am Wochenende an, mit Meisner darüber sprechen zu wollen.