UNICEF: Sexuelle Ausbeutung ist Hauptursache für Aids in Afrika

Berlin (epd). Die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen sowie ihre fehlenden Kenntnisse sind nach Einschätzung von UNICEF die Hauptursache für die Aids-Epidemie in Afrika. Mehr als zwei Drittel der 15- bis 24-jährigen Frauen im südlichen Teil des Kontinents wüssten bis heute nicht, wie sie sich vor der Immunschwäche schützen können, erklärte das UN-Kinderhilfswerk am Freitag in Berlin aus Anlass der am Sonntag in Barcelona beginnenden Welt-Aids-Konferenz.  Die Aids-Epidemie in Afrika beruhe auf der Unterdrückung von Frauen, erklärte der UN-Sonderbeauftragte zu Aids in Afrika, Stephen Lewis. Die soziale und kulturelle Diskriminierung von afrikanischen Frauen müsse beendet werden. Nur dann bestehe eine Chance, «die Epidemie zu stoppen», fügte die Fernsehjournalistin und UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen hinzu.  Nach einer Studie des Kinderhilfswerks sind in den großen Metropolen im südlichen Afrika bereits 17 bis 22 Prozent aller Mädchen und Frauen HIV-positiv. Südlich der Sahara seien insgesamt 5,7 Millionen Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren infiziert, bei jungen Männern dieser Altersgruppe seien es 2,8 Millionen. Aids werde damit UNICEF zufolge zur «größten sozialen Katastrophe in der Geschichte Afrikas».  Am größten ist laut UNICEF das Aids-Risiko für Mädchen aus armen Familien, die nicht oder nur kurz zur Schule gegangen sind. Ältere Männer lockten sie oft mit Vergünstigungen oder zwängen sie zum Geschlechtsverkehr. Sie suchten gezielt nach jungen Mädchen, weil sie bei diesen ein geringeres Ansteckungsrisiko vermuteten.  Befragungen in Südafrika ergaben den Angaben zufolge, dass jedes dritte Mädchen gegen ihren Willen zum ersten Sexualverkehr «überredet» oder gezwungen wurde. Auch in freiwilligen Beziehungen konnten Mädchen meist nicht den Gebrauch des Kondoms durchsetzen, beklagte UNICEF.  Trotz verstärkter Aufklärungsprogramme ist das Wissen über Aids und den möglichen Schutz davor besonders bei afrikanischen Mädchen gering. In den Ländern südlich der Sahara hätten mehr als zwei Drittel aller Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren völlig falsche Vorstellungen über diese Krankheit, so das Kinderhilfswerk.  Im Tschad und in Nigeria glaubten mehr als 80 Prozent der Mädchen, dass ein gesund aussehender Mensch nicht HIV-infiziert sein könne. In Somalia wüssten 99 Prozent der Mädchen nicht, wie man sich vor Aids schützen kann. Fast drei Viertel hätten noch nie von der Krankheit gehört.