Marienkirchen-Fenster aus Russland nach Frankfurt/Oder zurückgekehrt

Frankfurt/Oder (epd). Die mittelalterlichen Fenster der Marienkirche sind am Wochenende aus Russland nach Frankfurt/Oder zurückgekehrt. Die 20 Meter hohen Fenster trafen in 22 Sicherheitscontainern verpackt am Samstag in der Oderstadt ein. Die wertvollen Glasmalereien aus dem 14. Jahrhundert, die über  Jahrzehnte als verschollen galten, waren nach dem Zweiten Weltkrieg als so genannte Beutekunst in die Sowjetunion gebracht worden.

Nach monatelangen Verhandlungen hatte die russische Regierung die Anfang der 90er Jahre in der St. Petersburger Eremitage wieder entdeckten Bleiglasmalereien am vergangenen Montag an Kulturstaatsminister Nida-Rümelin (SPD) übergeben. Die zwischen 1367 und 1376 entstandenen 111 Glasmalereien sollen in den kommenden zwei Jahren von Spezialisten für den Einbau in der 1250 erbauten Marienkirche restauriert werden.

Der Bremer Beutekunst-Experte Wolfgang Eichwede schloss in einem epd-Gespräch die Rückgabe  weiterer Kunstgüter an Deutschland nicht aus. Kulturministerium und Präsidialapparat in Moskau hätten  erkennen lassen, dass sie in Einzelfällen zur Rückgabe von Kunstwerken bereit seien, sagte der Direktor der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen. Es sei jedoch keine massenhafte Rückkehr von Beutekunst zu erwarten. «Es ist keine Gesamtlösung in Sicht», so der Zeithistoriker.

Eichwede verwies darauf, dass das russische Beutekunst-Gesetz zwar die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion verschleppten Kunstschätze zum Staatseigentum erkläre, aber die Rückgabe einzelner Kunstwerke nicht verbiete. Als Fortschritt bei den langwierigen Beutekunst-Verhandlungen wertete der  Experte, dass man auf beiden Seiten nicht mehr über Prinzipien streite, sondern stattdessen zu einer «Politik der kleinen Schritte» übergegangen sei. (05887/30.6.02)