EKD-Ratsvorsitzender sieht Islam in Europa vor Bewährungsprobe

Berlin (epd). Der Islam steht nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, in Europa vor einer Bewährungsprobe. Es müsse sich zeigen, ob die Muslime in der Lage seien, sich auf die Bedingungen einer freiheitlichen Demokratie und des weltanschaulichen Pluralismus einzulassen, sagte Kock laut vorab verbreitetem Redemanuskript bei einem Empfang des EKD-Bevollmächtigten am Donnerstagabend in Berlin. Der Präses forderte zudem zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Islam auf. Daneben sei aber auch die kritische Wahrnehmung wichtig. Die Terroranschläge des 11. September hätten sich ebenfalls gegen den religiösen Hintergrund des Westens und die jüdisch-christliche Tradition gerichtet. In der islamischen Theologie gebe es erste Ansätze, mit dem Koran historisch-kritisch umzugehen. Diese Ansätze müssten größeren Einfluss erlangen, so Kock. Kock bezeichnete es als «verhängnisvoll», wenn politische Ansprüche religiös begründet würden. Im Konflikt um Jerusalem zeige sich, dass durch die Instrumentalisierung der Religion kaum Raum bleibe für pragmatische Lösungen und vernünftige Kompromisse. Die christlichen Kirchen dürften bei ihrer Kritik jedoch nicht vom «hohen Ross herab reden», mahnte der Ratsvorsitzende. In der Vergangenheit seien viele Menschen unter Berufung auf christliche Glaubensüberzeugungen verfolgt und getötet worden. Doch gerade aus dieser Erfahrung heraus habe die christliche Theologie zu einem kritischen Umgang mit Bibel und Religion gefunden.