Tacheles: "Bildungsnot: Mehr Mut zur Elite"

Hannover (ts). Tacheles - Talk am roten Tisch: die Talkshow aus der Kirche mit Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, dem niedersächsischen Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD), dem stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden Christian Wulff, der GEW-Vorsitzenden Dr. Eva-Maria Stange und dem Bildungsexperten und Quizmillionär Prof. Dr. Eckhard Freise am Dienstag, 18. Juni, 19.00 Uhr, Marktkirche Hannover.

Lernen wir an den Schulen und Universitäten wirklich, um zu leben, wie es am Portal des Erfurter Gutenberg-Gymnasiums heißt? Oder gerät Bildung in den Sog von Nützlichkeit, leidet die Breitenförderung? Was lehrt uns der Pisa-Schock - sind wieder Disziplin und Prüfungsdruck gefragt, mehr Mut zur Elite? Darum geht es in der Phoenix-Talkshow “Tacheles – Talk am roten Tisch” aus der hannoverschen Marktkirche.

Auch wenn Elitenbildung in der Kirche oft kritisiert werde, sei die Förderung von Hochbegabten vertretbar, meint Bischöfin Margot Käßmann. Es gehe aber nicht nur “um den Zugang zu Laptops und Internet, sondern um das Erlernen von Kompetenzen wie Mitmenschlichkeit, Toleranz und Nächstenliebe.”

Der CDU-Politiker Christian Wulff setzt sich ein für das Abitur nach zwölf Schuljahren und will junge Leute nicht nur gefördert, sondern auch stärker gefordert sehen. Die SPD-Bildungspolitik habe sich zu sehr gegen Leistung gesträubt. In den letzten Jahren sei, so Wulff, zu viel über Rechte und Freiheiten in der Gesellschaft statt über Pflichten und Verantwortung diskutiert worden.

Der niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) streitet für radikale Reformen. Universitäten sollen zunehmend private Geldgeber gewinnen und sich in eigener Regie die talentiertesten Bewerber aussuchen dürfen. Wer im Studium bummelt, soll dafür zahlen.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Eva-Maria Stange verlangt, der Bildung endlich Priorität zu geben. “Bildung braucht Unterstützung und Förderung statt Druck und Auslese.”

Der Wuppertaler Professor Eckhard Freise, der als Erster bei Günter Jauchs Fernsehquiz eine Million holte, plädiert für neue Formen der Wissensvermittlung. Freise fordert gestaffelte Bildungsabschlüsse, damit Studienabbrecher nicht ohne Zertifikat dastehen. Eine Aussonderung der Bildungselite lehnt er ab. “Da sitzen Spitzenkönner unter  der Glaskuppel und nehmen die normale Welt nicht mehr wahr.”

TV-Hinweis: Die Debatte wird am Mittwoch, 19. Juni, von 16.30 bis 18.00 Uhr auf Phoenix übertragen, dem Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF.