Es kommt Bewegung in die evangelische Kirchenlandschaft

B e r l i n (idea) – Es kommt Bewegung in die evangelische Kirchenlandschaft. Durch eine Strukturreform soll die EKD gestärkt werden, zu der 24 Landeskirchen mit zusammen 26,6 Millionen Mitgliedern gehören. Die Landeskirchen sind auch in verschiedenen konfessionellen Zusammenschlüssen vertreten. Dazu gehören die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) mit acht Mitgliedskirchen und 10,7 Millionen Kirchenmitgliedern, die Evangelische Kirche der Union (EKU) mit sieben Landeskirchen und 8,4 Millionen Mitgliedern und der Reformierte Bund, dem zwei Landeskirchen und rund 450 Gemeinden mit insgesamt 2,4 Millionen Mitgliedern angehören. In der Arnoldshainer Konferenz schließlich sind jene 16 EKD-Mitgliedskirchen vertreten, die nicht zur VELKD gehören. Einen ersten Schritt zur Vereinfachung dieser Strukturen hat jetzt die Synode der EKU auf ihrer Tagung vom 6. bis 8. Juni in Berlin unternommen. Bei drei Neinstimmen und einer Enthaltung sprachen sich die Synodalen für einen Zusammenschluss mit der Arnoldshainer Konferenz unter dem Namen “Union Evangelischer Kirchen” (UEK) Mitte 2003 aus. Vorrangiges Ziel der UEK soll es sein, die EKD zu stärken. Der Präses der EKU-Synode, der rheinische Vizepräses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), sprach von einem “historischen Tag”. Wahrscheinlich wird sich die EKU-Synode im kommenden Jahr rechtsverbindlich auflösen. Die Synode ermächtigte den Rat der EKU, den Vertrag über die UEK zu unterzeichnen. Die Mitglieder der künftigen “Vollkonferenz” der UEK werden von den jeweiligen Landessynoden bestimmt. Der EKU-Ratsvorsitzende, der westfälische Präses Manfred Sorg (Bielefeld), unterstrich die Notwendigkeit einer Strukturreform. Allerdings dürfe sie nicht so ausgehen, “dass am Ende landeskirchlicher Provinzialismus und gesamtkirchlicher Zentralismus fröhliche Urständ feiern”. Wegen der Pluralität der gewachsenen Traditionen sei ein Wegfall der konfessionellen Bünde “keineswegs ratsam”. Eine Strukturreform der EKD fange bei der Zusammensetzung der Synode und des Rates an und reiche bis zur Besetzung des Kirchenamtes und der Kammern der EKD. “Gut und sinnvoll” sei der Vorschlag des sächsischen Landesbischofs und stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden Volker Kreß (Dresden), wonach die Vorsitzenden der VELKD und der UEK kraft ihres Amtes dem Rat der EKD angehören sollten. Der badische Kirchenjurist Prof. Jörg Winter (Karlsruhe) betonte, dass die EKD die Gemeinschaft ihrer lutherischen, reformierten und unierten Gliedkirchen bleibe und nicht etwa eine Unionskirche werde. Winter: “Es kann nicht darum gehen, am Ende einer zentralistisch gesteuerten Einheitskirche das Wort zu reden. Das  wäre protestantischem Denken von vornherein fremd.” Der Vorsitzende der Arnoldshainer Konferenz und badische Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe) erinnerte an die Geschichte der EKU (früher Evangelische Kirche der Altpreußischen Union), die bis in das Jahr 1817 reiche. Nun sei aber gefragt, “wie wir im deutschen Protestantismus Strukturen schaffen können, die zukunftsfähig und das heißt europatauglich sind.” An einer starken EKD führe kein Weg vorbei. Der Leitende Bischof der VELKD, Hans Christian Knuth (Schleswig), trat für die Beibehaltung der VELKD ein: “Die Probleme, vor die unsere Kirchen gestellt sind, sind meines Erachtens nicht zuerst struktureller Art.” Vielmehr komme es darauf an, in einer Zeit, in der die Prägekraft des Glaubens abnehme, an den Quellen und der Herkunft des Glaubens festzuhalten. Auch in Zukunft könne man viel gemeinsam tun, unterstrich der Bischof.