Sozialwissenschaftliches Institut der EKD: "Overcome Violence"

Bochum (uc). Der Ökumenische Rat der Kirchen hat zur Deka-de zur Überwindung von Gewalt aufgerufen. Ist damit ein Wunschtraum oder ein realistisches Ziel benannt? Die Hilflo-sigkeit, die vereinfachende, einseitige und oberflächliche Art, mit der die Öffentlichkeit Gewaltereignisse diskutiert, stimmt eher skeptisch. Dies insbesondere, weil dabei die Problematik der in unserer Gesellschaft herrschenden Konfliktkultur ausge-blendet wird, also die gängigen Schemata und Prinzipien, nach denen Konflikte in Strukturen und im zwischenmenschlichen Bereich gewöhnlich ablaufen, geregelt, verwaltet, zum Teil ver-drängt beziehungsweise ausgetragen werden. Das Gewaltge-schehen ist eng mit der herrschenden Konfliktkultur verbunden. Denn Gewalt, bringt man sie auf den Begriff, ist Konfliktrege-lung auf Kosten Schwächerer. Ihre physische Form ist dabei nur die schwerste Variante. Wenn wir also über Gewalt in mo-dernen Gesellschaften reden, dann müssen wir über ihr Kon-fliktpotential sprechen, das sich in Form sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung eher erhöht als verringert hat. Dann ist vor allem über Ausgrenzungs-, Diskriminierungs-, Benachteili-gungs- und Missachtungstendenzen im Sozialgeschehen e-benso zu sprechen, wie darüber, wie der Achtung der Men-schenwürde im Alltag verstärkt zum Durchbruch verholfen wer-den kann. Das Motto der Dekade sollte deshalb als Ansporn verstanden werden, sich verstärkt für die Realisierung von Hu-manität und Gerechtigkeit als Handlungs- und Strukturprinzi-pien unseres Gemeinwesens einzusetzen.