Bischöfin plädiert für frauengerechte Bibelübersetzung

Lübeck (epd). Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter will die Rolle der Frauen in der Bibel in einer neuen Übersetzung stärker zur Geltung bringen. In vielen Ausgaben komme ihre Bedeutung nicht zur Sprache, sagte die Bischöfin in einem epd-Gespräch. Der vorherrschende Gebrauch von Begriffen wie «Herr» oder «Vater» verführe zudem dazu, sich Gott nur als Mann vorzustellen. «Gott ist nicht auf ein Geschlecht festgelegt», sagte Wartenberg-Potter. Eine Umbenennung in «Göttin» sei aber kein Ausweg: «Gott ist größer als unsere Bilder von Mann und Frau.» Im Alten Testament werde ganz bewusst auf ein Bild Gottes verzichtet. Das Wort «Jahwe» bedeute lediglich «Ich werde da sein». Luther übersetzte diesen Gottesnamen allerdings immer mit «Herr». Die Lübecker Bischöfin vertritt die nordelbische evangelische Kirche in dem theologischen Fach-Beirat, der seit Februar an einer Bibelübersetzung in frauengerechter Sprache arbeitet. Ziel ist es, die Bibel nicht als Produkt einzelner herausragender Männer zu verstehen, sondern den vielschichtigen biblischen Alltag sichtbar zu machen. In sechs Jahren soll die Übersetzung fertig sein. Viele Frauen fühlten sich ausgeschlossen, so Wartenberg-Potter, weil sie in den biblischen Übersetzungen nicht genannt werden. Der Hinweis, dass sie etwa bei der Anrede «Liebe Brüder!» mit gemeint seien, genüge nicht mehr. Vielfach hätten bereits die Evangelisten beim Aufschreiben der Geschichte Jesu die Frauen ausgeblendet, erklärt die Bischöfin. Fest verankert sei etwa bei vielen Menschen das Bild vom Abendmahl, wo Jesus mit zwölf Männern gemeinsam Brot und Wein teilt. Jesus sei bei seinen Reisen jedoch stets von vielen Frauen begleitet worden. Zudem wurde das Passahfest traditionell gemeinsam von Frauen, Männern und Kindern gefeiert. «Ich glaube nicht, dass Jesus die Frauen vor die Tür geschickt hat,» so Wartenberg-Potter. Sie selbst spreche daher beim Abendmahl im Gottesdienst nicht von «Jüngern», sondern die Worte «und gab es den Seinen». Es werde oft vergessen, dass Frauen damals entscheidenden Anteil an der Verbreitung des Christentums gehabt hätten, sagte die Bischöfin weiter. So hätten die Jüngerinnen ihren Besitz Jesus zur Verfügung gestellt (Lukas 8,3). «Die Frauen haben für die Finanzen gesorgt - und das ist schließlich nicht wenig.» Auch die Auferstehung Jesu als entscheidendes Wirken Gottes sei zuerst von Frauen bekundet worden.