Kontroverse über weltweite Konvention zur Bioethik

Berlin (epd). Mit einer kontroversen Debatte über weltweite Regelungen zur Gentechnik hat ein deutsch-französisches Forum zu globaler Bioethik im Auswärtigen Amt begonnen. Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sprach sich in Berlin für eine völkerrechtlich verbindliche Konvention zur Gentechnik aus. Der Präsident des französischen Nationalen Ethikrates, Didier Sicard, warnte hingegen, dass eine weltweit gültige Konvention von «vagen Prinzipien» bedroht sei. Bis Dienstagabend werden Experten aus rund 15 Ländern über bioethische Fragen diskutieren. Fischer trat dafür ein, zunächst ein weltweites Verbot des reproduktiven Klonens von Menschen festzuschreiben. In dieser Frage herrsche weltweit Konsens. Unabhängig davon müsse auch über Regelungen zum therapeutischen Klonen nachgedacht werden. Das Ziel müsse ein «bindender Gentechnik-Kodex für alle Staaten sein, sagte der Minister. Wenn die Entwicklung auf diesem Gebiet schrankenlos erfolge, «könnte das die elementarsten Grundlagen unseres Zusammenlebens revolutionieren», warnte Fischer. Die französischen Vertreter forderten hingegen eine stärkere Berücksichtigung der Länder der Dritten Welt. Er sehe die Gefahr, dass die moralischen Argumente eine Bioethik-Konvention bestimmen könnten, «die die Stärksten unterstützen», warnte Sicard. Es stelle sich jedoch die Frage, ob durch eine internationale Regelung eine selbstständige Entwicklung in den südlichen Ländern gestoppt werde. «Es ist unerträglich, wenn die Ressourcen in Ländern des Südens liegen und ihre Patentierung im Norden stattfindet», sagte der Chef des französischen Ethikrates. Der französische Botschafter in Deutschland, Claude Martin, bezeichnete es als «eines der größten Risiken», die Erwartungen der südlichen Länder beiseite zu schieben. Der Vorsitzende des deutschen Nationalen Ethikrates, Spiros Simitis, kritisierte voreilige Heilsversprechen auf Grund von Gentechnik. Es gebe keine unmittelbar bevorstehenden spektakulären Schritte. Man dürfe keine falschen Hoffnungen wecken, sagte Simitis. Zugleich rief er dazu auf, die bioethische Debatte nicht unter ökonomischen Aspekten zu führen. Die Erschließung von Einkommensquellen dürfe keine Rolle spielen. Die Garantie für den Respekt für jeden Einzelnen sei entscheidend.