Bundestagspräsident: Keine Parteipolitik von der Kanzel!

B e r l i n (idea) - Die Kirchen sollten politisch neutral bleiben. Es sei falsch, wenn von der Kanzel herab Reklame für eine Partei gemacht werde, sagte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) in einem Vortrag in den Räumen der Berliner Stadtmission. Hauptaufgabe der Kirchen sei es, “die frohe Botschaft von der Liebe Gottes durch Worte und Zeugnis weiterzugeben”. In der Politik seien Christen nicht klüger als andere, so Thierse. Auch sie seien auf Vernunft und Sachverstand angewiesen und müssten die Fähigkeit haben, “mit Menschen, sogar auch mit Christen anderer Auffassung zusammenzuarbeiten und Mehrheiten zu finden”. Allerdings könnten sich Christen an biblischen Werten orientieren. Hierzu nannte der Katholik verschiedene Beispiele, die ihn beeinflusst hätten. Von der christlichen Vorstellung von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen sei seine Position in der Debatte um die Bioethik beeinflusst worden. Wenn man glaube, “dass den Menschen die Erdengüter zur gemeinsamen Nutzung anvertraut sind”, müsse dies Konsequenzen für die Ausgestaltung sozialer Gerechtigkeit im eigenen Lande und weltweit haben, so der Bundestagspräsident. Nach entsprechenden Fragen aus dem Publikum betonte Thierse, dass er nicht mit der Haltung der Berliner SPD zu den geplanten Kürzungen bei Schulen in freier Trägerschaft übereinstimme. “Die privaten Schulen dürften nicht schlechter behandelt werdet als die staatlichen”, so Thierse; dies sei ein Gebot der Fairness In “einem Clinch mit manchen in der eigenen Partei” befinde er sich auch in der Frage des Religionsunterrichts. “Ein Fach, in dem es per Definition um Orientierungswissen geht, muss eine Gesellschaft sich leisten können”, sagte der Bundestagspräsident. In Berlin gibt es kein ordentliches Schulfach Religion; es wird lediglich als Arbeitsgemeinschaft von Kirchen und Religionsgemeinschaften angeboten.